Marketing – :: Was is hier eigentlich los :: https://www.wihel.de Entertainment, LifeStyle, Gadgets, Kultur und ein bisschen WTF Mon, 01 Dec 2025 06:26:14 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8.3 Knorr hat auch mal verrückte Werbung gemacht https://www.wihel.de/knorr-hat-auch-mal-verrueckte-werbung-gemacht/ https://www.wihel.de/knorr-hat-auch-mal-verrueckte-werbung-gemacht/#respond Tue, 02 Dec 2025 11:22:59 +0000 https://www.wihel.de/?p=164487

Ich hab neulich noch irgendwo gelesen, dass mittlerweile sogar die Werbeindustrie beklagt, dass Werbung einfach nicht mehr kreativ ist. Oder zumindest so gemacht wird, dass man noch von sich aus darüber spricht. Ja, kann ich unterschreiben, finde es aber auch maximal absurd, dass mittlerweile die weinen, die ja direkt am Hebel sitzen und das eigentlich ändern können. Natürlich, dafür braucht es auch Kunden, die den Mut haben, sowas mitzugehen, aber es kann mir doch auch keiner erzählen, dass niemand scharf darauf ist, in aller Munde und Köpfen zu sein. Außer vielleicht Lego, die mittlerweile keinen Bock mehr auf das kostenlose Marketing haben, dass ein Gattungsbegriff mit sich bringen kann. Aber müssen sie selber wissen, manchen geht’s halt auch einfach zu gut.

Besonders wild wird es, wenn man mal in die Geschichte zurückschaut, was da so alles gemacht wurde. Klar, vieles kannst du heute nicht mehr bringen, weil gesellschaftlich alles andere als noch anerkannt und halt schlichtweg fragwürdig. Aber wenn man dann sieht, das sogar Knorr von sich reden machen konnte ... ich mein, wir reden hier von Tütensuppen. Das sind Gewürzmischungen und ein bisschen gefriergetrockneter Kram, den man mit heißem Wasser und maximal wenig Aufwand in sowas wie Nahrung verwandeln kann – dürfte nicht viel geben, was unspektakulärer ist.

Jedenfalls hat man sich früher scheinbar einfach mehr getraut:

Knorr Soup Advert 1985 Creepy (OLD Adverts) dont know whay but this creeps me out a bit

Mal abgesehen von der fragwürdigen Qualität der Masken – könnte man auch heute noch so senden. Wenn man denn wollte.

Als jemand, der in der Marketing-Branche arbeitet, weiß ich natürlich von jeder Menge Tricks, die Firmen anwenden, um möglichst viel Geld aus unseren Taschen zu ziehen. Könnte ich jetzt schönreden und versuchen irgendwie noch moralisch zu rechtfertigen, aber machen wir uns nichts vor: Wenn es um Geld geht, hört die Freundschaft oft auf.

Finde es aber dennoch nach wie vor witzig, dass gerade die Leute, die im Online-Marketing arbeiten, besonders viel dafür tun, um sich vor Tracking im Netz und dergleichen zu schützen. Wobei, so mancher Account Manager bei uns fällt da auch durchs Raster, aber zumindest ich hab hier einen pi-Hole mit diversen Blacklists laufen und zusätzlich noch den einen oder anderen AdBlocker am Start. Findet Line weniger toll, weil sie gern mal auf Anzeigen klickt, aber da bin ich unnachgiebig.

Alles kriegt man dennoch nicht geblockt und auch ich bin schon das eine oder andere Mal Opfer einer Instagram-Anzeige geworden. Per se ist Werbung ja auch nicht schlecht, noch nicht mal personalisierte Werbung – aber es sind die zahlreichen schwarzen Schafe, die immer alles irgendwie furchtbar machen.

Und dazu braucht es noch nicht mal Cookies und Co., das geht ganz oft eher in den Bereich der (unbewussten) Verhaltensbeeinflussung. The Paint Explainer hat dazu ein Video gemacht, in dem zahlreiche, vielleicht sogar alle, Marketing-Tricks kurz und knapp erklärt werden:

Every famous marketing trick/technique gets explained in 10 minutes!

Ob es allerdings hilft, wenn man davon weiß, ist eine andere Seite. Vermutlich ist am wirkungsvollsten, wirklich nur das zu kaufen, was man auch tatsächlich zum Leben braucht. Und dann sehr strikt Preise vergleichen. Mit der Pflicht zu ausgewiesenen Kilo-Preisen kommt man damit zum Beispiel ein ganzes Stück weit.

Als ich damals in diversen Bewerbungsphasen war, hab ich auch mal darüber nachgedacht, einfach bei der Stadt anzufangen, idealerweise irgendwo beim Marketing. Das war ja schließlich das, was ich mal gelernt – wenn auch nie geliebt – habe und wenn man sich diverse Marketingmaterialien anschaut, kann es auch nicht so schwer sein, da mal ein bisschen was zu reißen, weil Stadtmarketing immer irgendwie ... scheiße ist.

Hab ich am Ende aber nicht gemacht, nicht zuletzt weil es sicher auch gute Gründe gibt, warum Stadtmarketing immer beschissen ist. Sprich: Prozesse, Hierarchien und sonstige Stolpersteine, die jegliche Innovation und Experimente im Keim ersticken. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass das von außen betrachtet immer leicht zu beurteilen ist, gerade im negativen Sinne. Aber allein wenn man sich mal die Slogans der Bundesländer anschaut, die man vor allem auf den typischen Schildern an der Autobahn sieht ... also mal ehrlich:

Baden-Württemberg: „Wir können alles. Außer Hochdeutsch.“
Berlin: „Be Berlin.“
Brandenburg: „Neue Perspektiven entdecken.“
Bremen: „Bremen erleben.“
Hamburg: „Wachsen mit Weitsicht.“
Hessen: „An Hessen führt kein Weg vorbei.“
Mecklenburg-Vorpommern: „Land zum Leben.“
Niedersachsen: „Niedersachsen. Klar.“
Nordrhein-Westfalen: „Germany at its best.”
Rheinland-Pfalz: „Wir machen’s einfach.“
Saarland: „Großes entsteht immer im Kleinen.“
Sachsen-Anhalt: „Ursprungsland der Reformation.“
Sachsen: „So geht Sächsisch.“
Schleswig-Holstein: „Der echte Norden.“
Thüringen: „Hier hat Zukunft Tradition.“

Das ist doch nicht gut, oder? Das kann man doch besser! Und tatsächlich gibt es ein paar Beispiele, die genau das beweisen: Baden-Württemberg zum Beispiel. Ich bin ehrlich, ich hab so gar keinen Bezug zu diesem Bundesland, somit vor allem auch keinen positiven, finde aber immer spannend, wie krass die Temperaturen dort unten schwanken.

Und auch das, was ich so ein bisschen von „The Länd“ mitbekommen hab, hab ich eher müde weggelächelt – womöglich zu Unrecht, wie sich nun zeigt. Denn für „The Länd“ gibt es mittlerweile eine kleine Mini-Serie, die tatsächlich gar nicht so schlecht gemacht und unterhaltsam ist:

So richtig klar ist mir natürlich auch hier nicht, was das eigentliche Ziel ist – aber gut gemacht ist das allemal. Ich bleib trotzdem hier oben, weil echter Norden und so.

Angeblich wird man gerade mit Werbung für Atheltic Greens zugebombt, egal ob nun über „normale“ Bannerwerbung oder eben auch das angeblich viel wirksamere Influencer-Marketing, dass wir so alle lieben.

Ich hab davon tatsächlich durch das Video zum ersten Mal gehört, was aber auch daran liegen könnte, dass ich das mache, was alle vernünftig denkende Menschen machen, die im Marketing arbeiten: Ich blocke Werbung konsequent weg. Zumindest solange es sich mit technischen Mitteln auf einfachem Weg realisieren lässt.

Dafür werkelt hier ein pi-hole im Hintergrund, zusätzlich hab ich auch immer noch einen Adblocker aktiv, was letztendlich dafür sorgt, dass wir zumindest Zuhause so gut wie keine Werbung sehen. Tut mir natürlich für diverse Webseitenbetreiber leid, aber so aufdringlich, nervend und teils auch unperformant Werbung nun mal ist – da schert man irgendwann einfach alle über den gleichen Kamm.

Dabei hab ich tatsächlich eine Zeit lang auch intensiv nach Pülverchen und sonstigem Kram geschaut, den ich in Wasser mischen kann, damit es nicht nur nach Wasser schmeckt. Weil Wasser nun mal eben nicht schmeckt, aber dauerhaft Eistee und Co. eben auch nicht wirklich gesund und vor allem teuer sind.

Wie gesagt Atheltic Greens ist mit bisher nicht unter die Augen gekommen und mit einem Monatspreis von 107€ wär ich wohl auch sehr schnell wieder raus gewesen – Inszenierung als hochwertiges Produkt hin oder her.

Was Atheltic Greens allerdings besonders macht: Die prominente Unterstützung. Das mag auf breiter Fläche sicherlich den Verkauf kurzfristig ankurbeln, ruft aber auch die auf den Plan, die bei solchen Produkten ein bisschen genauer hinschauen. Und das war hier auch der Fall:

Natürlich könnte man sich jetzt wieder empören, dass da durchaus namenhafte Leute Werbung für machen, wer aber das Geschäft auch kennt, weiß, dass sich gerade die prominenteren Beispiele kaum bis gar nicht mit dem Produkt auseinander setzen und einfach das nehmen, was Management und Partner eben reinreichen. Logisch, dass dann dabei die Authentizität auf der Strecke bleibt, aber darum geht es beim Influencer-Marketing ja schon lange nicht mehr ...

Die Marketingfuzzis unter euch haben von Reactvertising sicherlich schon mal was gehört - schließlich wisst ihr auch was DSPs, SSPs, CPC und real time bidding sind. Alles verrückte Begriffe, die der Ottonormalverbraucher als Werbegewäsch abtut und auch wenn ich schon seit längerem aus diesem Marketingzirkus ausgetreten bin, sind mir die Begriffe doch noch schlüssig - auch wenn ich diesen Werbesprech mehr als verabscheue. Aber irgendwie muss man ja cool sein, wenn schon Whiskey und Koks zum Frühstück nicht mehr der Regelfall sind.

Mit Reactvertising taucht nun der nächste Begriff auf und fasst quasi das zusammen, um was es in der heutigen Zeit geht: Schnelligkeit. Denn unter Reactvertising versteht man die passende Werbebotschaft zum passenden Werbezeitpunkt - geht zum Beispiel der Strom wegen nicht bezahlter Stromrechnungen einfach aus, kann bei Facebook direkt eine Werbeanzeige für Akkus aufploppen. SIXT macht das schon ganz okay, aber es geht eben noch schneller. Seht selbst:

Natürlich nur Fake, aber rein theoretisch kann die Werbereise genau da hin gehen. Auch wenn der Aufwand für diese Anzeigen aktuell noch immens hoch sein dürfte und das Tracking dafür noch nicht wirklich ausgereift. Aber es wird so kommen, in 10 Jahren sprechen wir noch mal drüber. Wer jedoch soll sich darüber beschweren, wenn seine Bedürfnisse noch schneller befriedigt werden?

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