Straßenbahn – :: Was is hier eigentlich los :: https://www.wihel.de Entertainment, LifeStyle, Gadgets, Kultur und ein bisschen WTF Wed, 06 Aug 2025 05:00:51 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8.3 Mann gegen Straßenbahn https://www.wihel.de/mann-gegen-strassenbahn/ https://www.wihel.de/mann-gegen-strassenbahn/#comments Thu, 07 Aug 2025 05:57:19 +0000 https://www.wihel.de/?p=163341

Ich sag es vorab, das dürfte vermutlich der Beitrag mit dem unspektakulärsten Video jemals sein, was vor allem daran liegt, dass Marc Bauer eine sehr monotone Art hat, zu erzählen, was eigentlich passiert. So monoton, dass ich lange (also so ca. 5 Minuten – in einer TikTok-Welt sind das Jahre!) mit mir gehadert hab, ob man das überhaupt bringen kann.

Aber es passt auch ganz gut zu einer Macke von mir, die ich zumindest noch hatte, als Leben in der Großstadt angesagt war. Wie man bekanntlich weiß, bin ich jetzt nicht der Riesenfan von Laufen, wobei – das hab ich neulich erst versucht zu verdeutlichen – es immer auf den Kontext ankommt. Einfach so durch die Gegend laufen ist doof, Laufen mit Ziel macht da schon eher Sinn und wenn das alles unter einer Stunde erreicht werden kann, ist das eine ernstzunehmende Option.

Ich denk dabei immer an eine Nacht von vor ein paar Jahren zurück, als ich einen Freund besucht hatte und dann den Heimweg antrat. Ein Blick auf den Fahrplan der Bahn hat gezeigt, dass ich sinnlos eine halbe Stunde hätte warten können – oder ich laufe einfach und schlag so ein bisschen Zeit tot.

Logisch, dass ich mich für Zweiteres entschieden hab und während ich so vor mich hinlief, Musik im Ohr und einfach keine Straßenbahn an mir vorbeifuhr, stand am Ende dieses kleinen Marsches als Ergebnis: Ich bin die komplette Strecke gelaufen. Hat eine Weile gedauert, aber letztendlich war ich dadurch schneller als mit der Bahn.

Und genau das hat Marc Bauer auch gemacht, nur eben in Toronto. Und mit ein bisschen mehr Hackengas:

Das Ergebnis ist aber im Prinzip das gleiche: Wenn du deine Bahn verpasst, einfach laufen.

Ich schaue mittlerweile recht viele Dashcam-Videos und bilde mir ein, dass das vor allem zu Trainingszwecken dient. Wenn du mehrfach gesehen hast, was passieren kann, erkennst du ähnliche Situationen schneller und kannst entsprechend reagieren. Vielleicht ist es aber auch nur der Drang nach Bestätigung, dass es immer die gleichen Automarken sind, deren Fahrer im Straßenverkehr nichts zu suchen haben. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo in der Mitte, vor allem ist mir aber aufgefallen, dass ich bei den Clips sehr häufig denke, dass das eine Stadt ist, die ich kenne – hauptsächlich Leipzig oder auch Hamburg. Ist natürlich sehr oft falsch, witzigerweise hab ich aber auch schon mal eine Ecke hier in Glückstadt wiederentdeckt.

Jedenfalls ist mir gleiches auch bei dem nachfolgenden Video zur Straßenbahn-EM aus diesem Jahr passiert, auch hier dachte ich am Anfang, dass das wieder in Leipzig stattgefunden hat – vollkommener Quatsch, ist es doch glasklar Frankfurt. Und als ich das erste Mal davon mitbekommen hab – vor zwei Jahren und tatsächlich in Leipzig stattfindend – dachte ich auch, dass das ziemlicher Quatsch ist und der öffentliche Nahverkehr ganz andere Probleme hat, die gelöst werden sollten.

Schnell hat sich aber herausgestellt: Das ist echt ein Ding. Und sogar unterhaltsam, außerdem schadet es nicht, wenn sich FahrerInnen im Umgang mit ihren tonnenschweren Fahrzeugen messen und dabei Fingerspitzengefühl gefragt ist.

Dieses Jahr sind dann auch 26 Teams aus 21 Ländern gegeneinander angetreten. Team Budapest konnte sich den ersten Platz sichern, auf Platz zwei folgt Brüssel, auf dem dritten Platz Krakau.

Sanft anfahren, Zielbremsen, Tram-Billard – in Frankfurt fand am Samstagvormittag die 11. offizielle Europameisterschaft der Straßenbahn-Fahrer statt. Tausende Besucher wohnten dem Event bei, das von einem bunten Rahmenprogramm begleitet wurde.

Zum ersten Mal fand die Tram-EM in diesem Jahr in der Mainmetropole statt: Ausgetragen wurde sie von der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF). 26 Teams aus 21 Ländern nahmen daran teil.

Der rund 170 Meter lange Parcours für das Geschicklichkeitsmessen der Fahrerinnen und Fahrer wurde am Willy-Brandt-Platz aufgebaut. Bei der Tram-EM 2024 mussten die Teilnehmer in sechs Disziplinen zeigen, wie gut sie die rund 40 Tonnen schweren Fahrzeuge beherrschen.

Etwas ausführlicher ist noch das Video von The Tim Traveller:

Gerade in den letzten zwei Jahren ist mein Verhältnis zu meiner Heimatstadt nicht gerade einfacher geworden. An sich ist Leipzig schon cool und war bis vor der Pandemie ziemlich im Aufwind, manch einer sprach schon vom neuen Berlin, wobei das aus meiner Sicht nicht gerade ein Kompliment ist.

Dann kam Corona und es hat sich gezeigt, dass nicht nur, aber eben gerade auch in Leipzig sehr viele Idioten leben, die viel zu oft Spazieren gehen ... ich will das gar nicht erneut ausgraben, manch einer erinnert sich noch an die Bilder der Massen, die sich da zusammengerottet haben.

Dazu halt Sachsen und merkwürdiges Wählerverhalten hinsichtlich der AfD ... es ist nicht gerade einfach, mit diesem Hintergrund Sachsen und Leipzig irgendwie gerade cool aussehen zu lassen.

Auf der anderen Seite: Für seine Heimatstadt kann man ja nichts, schon gar nicht, was den Heimataspekt angeht. Das ist letztendlich purer Zufall, insofern ist das mit dem „stolz sein“ eigentlich auch schon wieder völlig beknackt.

Und immerhin steht Leipzig auch noch für andere Dinge. Dosenfußball ist da ganz vorne mit dabei, aber auch solche grandiosen Veranstaltungen wie die Straßenbahn-Europameisterschaft – schließlich ist die Straßenbahn in Leipzig eines der wichtigsten Verkehrsmittel im öffentlichen Nahverkehr.

Genau diese EM fand jetzt vor kurzem statt und ich will mich da wirklich kein Stück drüber lustig machen, aber das ist schon toll, wie ernst das alles gemeint ist:

After a two-years Corona break, Europe’s best tramdrivers will meet in Leipzig on May 21, 2022 to find out who’s best on track. Twenty-five teams from nineteen nations will compete in seven disciplines for the popular TRAM-EM-Cup. In addition to titleholder Brussels and host Leipzig, teams from Barcelona, Basel, Berlin, Brno, Budapest, Dublin, Florence, Frankfurt, Hanover, Kyiv, Kosice, Kraków, Luxembourg, Lviv, Lyon, Oradea, Porto, Sofia, Stockholm, Stuttgart, Vienna, and Zaragoza will be part of the competitions. Special highlight: in the 10th year of the TRAM-EM, a team from Melbourne will take part in the event for the first time. The Australians operate the largest tram network in the world.

Wer mag kann sich hier auch noch mal den kompletten Livestream der Veranstaltung geben – geht halt auch direkt fünfeinhalb Stunden ...

Dachte im Übrigen, dass ich ähnliches schon mal gebracht hätte, war dann aber doch „nur“ die Busfahrer-Europameisterschaft. Knapp daneben und trotzdem vorbei.

Dass ich das letzte Mal Straßenbahn gefahren bin, dürfte auch schon wieder gut und gerne 2 bis 3 Jahre her sein. In Hamburg gibt es ja ohnehin keine Straßenbahn, auch wenn man alle paar Jahre wieder das Thema auf den Tisch bringt. Meine bescheidene Meinung dazu: Großer Quatsch, denn die Straßen sind ohnehin schon zu eng und dass der öffentliche Nahverkehr gerade weiter draußen so bescheiden ist, hat ganz andere Gründe. Aber mit irgendwas muss man ja Wahlkampf machen und alte Besen kehren bekanntlich gut. Oder eben auch nicht.

In Leipzig ist die Straßenbahn allerdings fester Bestandteil und gehörte daher irgendwas um die 20 Jahre zu meinem Leben dazu. Funktioniert dort halt unglaublich gut, wobei das für das gesamte Nahverkehrsnetz gilt – die Stadt ist aber auch deutlich kleiner und daher vermutlich einfach leichter beherrschbar. Dennoch: so ein funktionierendes Netz, das hat schon sehr viel für sich und ich würde glatt behaupten, dass wir in Leipzig lebend vermutlich kein Auto hätten, weil einfach unnötig (was bis zu einem gewissen Grad auch für Hamburg gilt – aber mit ist einfach schöner).

Beim Thema Straßenbahn darf man aber auch Berlin nicht vergessen – was halt schnell passiert, wenn man nicht in Berlin wohnt und eigentlich nur die U- bzw. S-Bahn kennt. Dabei hat Berlin das drittgrößte Straßenbahnnetz der Welt und muss sich lediglich Melbourne und Sankt Petersburg geschlagen geben.

Und so fuhr man auch schon 1990 durch die Stadt, was Stefan Münster damals einfach mitgefilmt und so womöglich das inoffizielle erste Video von „Deutschlands schönsten (Eisen)Bahnstrecken“ gemacht haben dürfte.

Shot in 1990 by Stefan Münster on Video 8
Edit by Philllip Sollmann 2014
Track taken from DECAY
DIAL rec 2014

Wobei Ostberlin jetzt nicht gerade mit seiner Schönheit glänzen kann – liegt vielleicht aber auch einfach nur an der mangelhaften Qualität der Bilder. Und / Oder dem furchtbaren Sound, der da unter das Video gelegt wurde ...

Dass wir vor zwei Wochen beim super geheimen Geheimkonzert von Clueso waren, hat Line ja schon erzählt - und ich wurde versöhnt, dass das Album doch sehr eingängig, ja fast schon langweilig ist, denn Clueso ist live noch immer 'ne ordentliche Nummer und weiß die Massen zu begeistern. Und das sind ja meist die besseren Musiker, die nicht nur im Studio und auf Platte funktionieren, sondern auch vor Menschen ihr Talent unter Beweis stellen können.

Daher bin ich auch ein bisschen neidisch auf die paar Berliner vom 23.09., die beim Straßenbahnkonzert dabei sein durften. Überhaupt ist das eine geile Idee, ein Konzert in die Straßenbahn zu verfrachten, auch wenn es für die, die ganz hinten stehen nicht ganz so dufte gewesen ist:

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