Bastille – Shut Off The Lights
Obwohl die jüngsten Digitalisierungsschübe immer neue Möglichkeiten der Realitätsflucht eröffnen, die entsprechenden Technologien und virtuellen Alternativen immer ausgefeilter, überzeugender und verlockender werden, geht doch nach wie vor nichts über eine gute, alte (echte!) menschliche Beziehung – echten Kontakt und echte Nähe. Mit ihrer neuen Single Shut Off The Lights ziehen sich Bastille für den Moment aus dem Metaverse zurück – um genau diese unvergleichlichen Vorzüge der greifbaren Realität wiederzuentdecken und sie zu zelebrieren.
Während sie sich also ganz körperlich in den Kreis ihrer Liebsten bewegen, setzen Bastille für Shut Off The Lights auf eine schillernde Gitarrenmelodie über einem eingängigen Beat: Auch Achtziger-Elemente blitzen auf, wobei ansonsten ganz klar jener euphorische, unwiderstehliche Alternative-Pop-Ansatz zu erkennen ist, der Bastille zu einer der größten UK-Bands der letzten Jahre gemacht hat. Ein klarer Mitsing-Kandidat für die kommende Festivalsaison, steht die Single somit für eine Gegenperspektive zum Rest des kommenden Albums Give Me The Future: Hier also will die Band um Dan Smith uns dazu bewegen, die Rechner auszumachen und die ganzen Verlockungen, den ganzen Eskapismus der Digitalwelt auszuklammern, um den Blick auf das zu richten, was gerade vor unseren Augen wirklich geschieht: „Shut off the lights/You don’t need them to dance.“
„Shut Off The Lights handelt davon, wie die Person, die neben dir liegt, es schafft, dich rauszuholen aus den ganzen Zukunftsängsten, die einen sonst umgeben“, erklärt Dan. „Es geht also um Intimität, um eine körperliche Verbindung: Darum, für den Moment zumindest die Sorgen des Lebens und die Zukunftsängste abzulegen. Man zieht den Stecker und kommt damit wirklich im Augenblick an. Es ist ein ausgelassener, echter, echt menschlicher Moment in der Mitte dieses großen Albums. Zugleich ist es ein Stück, das sich auf Graceland von Paul Simon und andere Dinge bezieht, die wir lieben. Schon im Studio mussten wir die ganze Zeit dazu tanzen, und es macht unfassbar viel Spaß, den Song live zu spielen.“
Gespickt mit etlichen Referenzen und Anspielungen an Science-Fiction-Filmklassiker und Romane, an Videogames und virtuelle Welten, entführen Bastille einen mit dem neuen Album Give Me The Future in ein futuristisches Wunderland, in dem nichts unmöglich scheint: Jeder einzelne Song entfaltet sich als weiteres tanzbar-futuristisches Traumszenario, als weiterer Ort, über dessen Zeitachse man sich vorwärts wie rückwärts bewegen und dabei alles und jede:r sein und dabei tun kann, was man will. Man muss sich bloß öffnen für diese neuesten Technologien, die uns ermöglichen, sich in den eigenen Traum- und Vorstellungswelten zu verlieren …
Insgesamt ist es ein Album, das wieder und wieder das Konzept der grenzenlosen Möglichkeiten aufgreift, wenn Bastille immer neue Aspekte dieser Zukunft umreißen: Mal ist es purer Eskapismus wie im Fall des ausgelassenen Thelma + Louise – ihre Hymne zum 20. Jubiläum des feministischen Filmklassikers –, mal geht’s zurück ins NYC der Achtziger mit Keith Haring fürs strahlend-pfeifende Club 57, oder auch in ein australisches Krankenhausbett, das den Mittelpunkt von No Bad Days bildet. Die Band setzt dafür unter anderem auf Disco-Basslines, Synthesizer-Orchestrierungen, Gitarren, futuristische Gospeleinlagen, Raumschiff-Sounds, euphorische Streicher, Vocoder & Talkboxes, ein Chor, der aus Roadies besteht, und ganz viele massive Beats. Mit dem Titelsong Give Me The Future verneigen sich Bastille auch vor Phil Collins und The Police, während der neueste Vorbote Shut Off The Lights zugleich als klanglicher Liebesbrief an Paul Simons Graceland fungiert. Stay Awake hingegen verweist eher auf Daft Punk und Quincy Jones …
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