Kreuzberg wie es einmal war | 60er, 70er & 80er in Berlin
Ich hab mit Kreuzberg ungefähr so viel zu tun, wie mit dem Bohren nach Öl. Schon mal von gehört, aber selbst (zum Glück) keine Berührungspunkte gehabt, daher basiert all mein Wissen nur auf Hörensagen und ist damit zumindest vor Gericht wenig ausschlaggebend. Aber glaubt man den Menschen, die davon scheinbar Ahnung haben, dann gilt wohl: früher™ war alles besser.
Heute ist dann Kreuzberg von Zugezogenen übernommen wurden, weil die mittlerweile die Einzigen sind, die sich die horrenden Mieten noch leisten können und all die Kultur, weswegen die da mal hingezogen sind und die Kreuzberg ausgemacht haben, erfolgreich verdrängt wurden. Scheint allerdings auch einfach ein natürlicher Wandel zu sein, weil Menschen mit Geld halt gern dahin gehen, wo es „cool“ ist, dabei aber automatisch diese „Coolness“ vertreiben und dann alle irgendwie doof aus der Wäsche gucken. Mal sehr vereinfacht ausgedrückt.
Daraus ergibt sich aber auch: Es sah dort mal wesentlich anders aus und der rbb hat dazu eine kleine, aber feine (gut, mit knapp 90 Minuten ist die gar nicht mal so klein) Dokumentation veröffentlicht, die das Kreuzberg der 60er, 70er und 80er Jahre zeigt – quasi für diejenigen wie mich, die so gar keine Ahnung haben, wie das so war und alle, die sich einfach noch mal an damals zurückerinnern wollen. Oder so.
Bis in die frühen Morgenstunden wird in den 60er Jahren in der „Kleinen Weltlaterne“ in der Kohlfurter Straße geraucht, getrunken und debattiert. Bei Wirtin Hertha Fiedler kostet das Bier 50 Pfennig. Wer knapp bei Kasse ist, darf mit Kunst bezahlen. Maler Kurt Mühlenhaupt tut das oft.
Kreuzberg ist ein berühmter West-Berliner Bezirk, halb umgeben von der Mauer und mit viel Punk auf der Straße. Reisebusse aus Westdeutschland fahren gern durch Kreuzberg. Ein bisschen ist es hier wie in Harlem. Aussteigen? Besser nicht.
Der Alltag in Kreuzberg: buntes Markttreiben in der Eisenbahnstraße und am Marheinekeplatz, Dampferfahrt auf dem Landwehrkanal, Punks auf der Oranienstraße, Hausbesetzer am Lausitzer Platz und das neue Miteinander verschiedener Kulturen.
„Kreuzberg wie es einmal war“ zeigt einzigartige Aufnahmen aus den alten Postzustellbezirken SO 36 und Kreuzberg 61. Viele Berlinerinnen und Berliner erinnern sich an das Leben hier.
Mit dabei sind Sängerin Christiane Rösinger („Lassie Singers“), Malerin Regina Augstein, Morgenpost-Journalist Uwe Dannenbaum, Schriftstellerin Anja Tuckermann, Autor Jürgen Enkemann sowie die SchauspielerInnen Maxi Warwel („Bergretter“), Sükriye Dönmez („Mordkommission Istanbul“), Tayfun Bademsoy („Ein starkes Team“), Antonio Wannek („Dogs Of Berlin“) und Bernd Feuerhelm („Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“).
1979 schafft es Kreuzberg sogar in die Hitparaden. Mit „Kreuzberger Nächte“ gelingt der Spaß-Combo „Gebrüder Blattschuss“ ein Riesenhit. In „Berlin erleben – Kreuzberg wie es einmal war“ erinnert sich Sänger Beppo Pohlmann an den witzigen Kiez-Schlager.
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