AFD-Wähler sind arm dran. Und schlechte Menschen – Nico Semsrott
Hier zeigt sich wieder mal, dass man eigentlich viel öfter zu Poetry Slams gehen sollte – nicht nur, um sich selbst intellektueller vorzukommen, sondern weil da allgemein deutlich mehr schlaue Leute rumlaufen, als zum Beispiel im Supermarkt um die Ecke. Und weil dort Themen auch ganz anders besprochen werden können, als man das vor dem Pfandrückgabeautomaten tun würde.
Nico Semsrott zum Beispiel ist rein optisch auf der Bühne wahrscheinlich genau das, was sich die breite Masse bei einem Peotry Slammer vorstellen würde: einfache Jeans, dazu Kapuzenpulli und unnötigerweise selbigen bis obenhin zugezogen und die Kapuze natürlich aufgesetzt. Die Begrüßung recht kurz dazu ein monotoner Redefluss, wie wir ihn noch aus dem Gedichte-Vorsagen aus der Schule kennen.
Doch wie so oft trügt der Schein auch hier und sobald man Semsrott ein bisschen länger zuhört, merkt man auch, dass der junge Mann gar nicht so doofe Sachen zu erzählen hat. Da kommen dann so kleine Schätzchen raus wie “Im Schnitt sind wir alle humanistische Kapitalisten. Was heißt humanistischer Kapitalismus? Es bedeutet, wir beuten andere aus, fühlen uns aber schlecht dabei.” oder auch “In der Flüchtlingspolitik bedeutet es: wir erschießen keine Menschen an den Außengrenzen, weil das unmenschlich ist. Nein, wir lassen sie ertrinken.”
Das was ich jetzt so tragisch am Wiedererstarken der Rechten in ganz Europa finde, ist dass die Kritik grundsätzlich richtig ist. Unser System ist ungerecht, das Tragische ist aber, dass deren Analyse so schlecht ist. Rechte Logik geht ungefähr so: Hmmm, mir gehts nicht so gut. Woran könnte das liegen? Ah, vermutlich an den Leuten, die gerade erst kommen.
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