Es gibt viele Merkmale, an denen man große Popsongs erkennen kann, aber das wichtigste ist wohl: Zeitlosigkeit. In der Fähigkeit, gleichzeitig den Moment und die Ewigkeit zu umarmen, liegt die größte künstlerische Kraft.
Nehmen wir Aber ohne dich: Als Clueso seine neue, im letzten Jahr insgesamt vierte Single geschrieben hat, gab es noch Konzerte. Masken trug man nur beim Karneval, wir alle waren noch keine Hobby-Virologen. Es war im Januar 2019, als Clueso den Düsseldorfer Produzenten Alexis Troy bei Instagram anschrieb. Aus der darauffolgenden Zusammenarbeit der beiden in Troys Düsseldorfer Studio entstand unter anderem Aber ohne dich.
Vordergründig ist Aber ohne dich ein Liebeskummersong, aber wenn man ihn nun anderthalb Jahre später analog zur Coronakrise hört, drängt sich noch eine andere Bedeutungsebene auf: Der Protagonist von Aber ohne dich befindet sich in einer Zwischenwelt. Er hat im Grunde alles, was man braucht, kann es aber nicht genießen: ohne Nähe ist alles nichts, eine simple Tatsache, die wir aktuell jeden Tag aufs Neue begreifen.
Insofern erinnert Aber ohne dich noch einmal daran, was wirklich zählt im Leben. Die besondere Kraft des Songs liegt in der Tonalität, mit der diese Gefühle beschrieben werden. Das stetige Changieren zwischen Wehmut und Emphase, Aufbruch und Melancholie war ja schon immer eine besondere Farbe im Werk von Clueso. Mit den bislang in letzten Jahr Jahr erschienenen vier Singles hat er es in dieser Disziplin zu wahrer Meisterschaft gebracht.
Das gilt erst recht für Aber ohne dich. Der Song pirscht sich mit verhaltenen Flamenco-Gitarren leise an, empfiehlt sich durch einen unaufdringlichen, aber zwingenden Beat nach wenigen Takten für den Dancefloor und fließt darüber organisch in einen Refrain, den man einmal hört und nicht mehr vergisst.
Aber ohne dich ist eine Mischung aus Ambient und Pop, aus Reggaeton und Bruce Springsteen, elliptischen Wortfetzen und Stakkato-Shoutouts. Der Song lebt von einer permanenten Dringlichkeit und Unruhe unter polierter Fassade, wie eine sanft wogende Meeresoberfläche vor einem Tsunami.
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Es gibt viele Merkmale, an denen man große Popsongs erkennen kann, aber das wichtigste ist wohl: Zeitlosigkeit. In der Fähigkeit, gleichzeitig den Moment und die Ewigkeit zu umarmen, liegt die größte künstlerische Kraft. Nehmen wir Aber ohne dich: Als Clueso seine neue, im letzten Jahr insgesamt vierte Single geschrieben hat, gab es noch Konzerte. Masken …
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