Das ist ein Apfelregal
Hoffentlich bin ich nicht der Einzige, der bei dem Begriff „Apfelregal“ an ein ... nun ja ... Regal mit Äpfeln denken. Idealerweise lagern die da auch in Kisten drin und sind nicht einzeln aufgereiht, aber wir haben 2024 – es ist mittlerweile einfach alles möglich, man schaue nur mal auf die ersten Vorwahlergebnisse in den Staaten. Als ob die Menschen tatsächlich zu blöd zum Denken sind ...
Bei dem Apfelregal handelt es sich allerdings um ein Musikinstrument. Wenn man dann auch weiß, dass mit Regal ein Tasteninstrument und kein Organisations-Zeug gemeint ist, macht das vielleicht auch schon etwas mehr Sinn, der Apfel kommt durch den apfelförmigen Resonanzkörper der Zungenpfeifen. Und die haben sogar einen Sinn, denn sie reduzieren die Lautstärke – normalerweise ist so ein Regal nämlich ziemlich laut.
Man könnte aber auch sagen: Das scheint ein durchaus kompliziertes Instrument zu sein, dass man nicht mal alleine spielen kann, dafür aber genau so klingt, wie man sich Musik im 16 Jahrhundert halt vorgestellt hat:
Das Apfelregal, das in diesem Video zu sehen und zu hören ist, wurde von Orgelbaumeister Christian Kögler aus St. Florian bei Linz minutiös und liebevoll rekonstruiert: Als Vorbild diente ihm dabei ein Holzschnitt von Hans Weiditz aus dem Jahr 1518, der Kaiser Maximilian I. mit seiner Hofkapelle und seinem Hoforganisten Paul Hofhaimer am Apfelregal während eines Gottesdienstes, vermutlich in Augsburg zeigt. Bereits anno 1506 liess der Kaiser dieses außergewöhnliche Zungenblasinstrument für seinen schon zu Lebzeiten hochberühmten Hoforganisten erbauen.
Das chorisch gebaute Apfelregal mit seinen vergoldeten Schallbechern aus Apfelholz, die als Resonatoren für die Zungenpfeifen fungieren, und seinem charakteristischen Klang, der an eine Mischung aus Schalmei, Zink, Renaissanceposaune, Fagott und Sordun erinnert, verfügt über den typisch gotischen Tastenumfang F - a'' und ermöglicht es dem stilkundigen Interpreten, seinem Publikum auf authentische Art und Weise die charakteristisch-farbenreiche Klangwelt der frühen Renaissance frisch, lebendig und unmittelbar zu vermitteln und es so musikalisch in diese faszinierende, ferne Epoche zu entführen.
Bleibt jetzt nur noch die Frage, warum das Regal heißt und wie sollte es anders sein: Man weiß es nicht genau. Könnte vom altfranzösischen rigole kommen (was Kehle heißt) oder aber auch von regalis (was königlich heißt). Man kann ja aber auch nicht alles wissen.
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