Flittern - Welcome to Hell
Nachdem Flittern zuletzt mit Song über fiktive Personen, der im Sommer 2024 erschien, musikalisch bittersüß daherkamen und textlich mit dem Finger auf andere zeigten, legen sie nun mit Welcome To Hell eine räudigere Nummer nach – und tun dabei inhaltlich das, was sie besonders gut können: sich an die eigene Nase fassen. Ganz nach dem Motto: „Die Hölle, das sind wir.“
Es ist 2025. Niemand klebt sich mehr auf die Straße, und freitags gehen wieder alle zur Schule. Und kann es sein, dass wir nach ein paar Jahren der Enthaltsamkeit die Flugscham überwunden haben – und unser Urlaubsglück erneut in Übersee suchen?
Nun. Die Tatsache, dass der Klimawandel selbst im Punk gerade nicht höchste Priorität hat, ist angesichts einer akuten Bedrohungslage durch Krieg, Rechtspopulismus und der Renaissance des Chauvinismus nicht nur nachvollziehbar, sondern vielleicht sogar notwendig. Doch natürlich ist es frustrierend, sich zwischen all diesen Problemen irgendwie "entscheiden" zu müssen. Und natürlich fühlen wir uns machtlos angesichts unzähliger Leerflüge von Airlines, die ihre wertvollen Slots sichern wollen. Und wie zur Hölle sollen wir damit umgehen, dass wir unsere Flittern-Jutetasche ein paar tausendmal benutzen müssten, um in Sachen CO₂-Emissionen besser abzuschneiden als die Plastikalternative?
Teil der Wahrheit ist eben auch, dass wir selbst längst tief durchdrungen sind vom kapitalistischen Glücksversprechen, das uns regelmäßig einflüstert, wir sollten uns doch einfach mal „etwas gönnen“. Wir nennen das dann guilty pleasure. Wie sonst ließe sich erklären, dass wir alle zwei Jahre mit unseren Vans genau das System unterstützen, das wir so vehement kritisieren? Vielleicht sind wir ein bisschen wie dieses Meme mit dem Hund, der mit einer Tasse Kaffee in einem brennenden Zimmer sitzt und sich denkt: "This is fine."
Flittern liefern mit dem Cover zur Single eine kleine Hommage daran – und finden zugleich ein Wort für den Ort, der rundherum in Flammen steht: Welcome to Hell.
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