Sea Shanty – Wellerman
2020 brachte unterschiedliche kreative Lösungen hervor, um im Kontakt zu bleiben. Eine Schlüsselrolle im Erzeugen eines Gemeinschaftsgefühls spielt zweifelsohne TikTok. Die jüngste Sensation, die in der App durch die Decke geht: „Soon May the Wellerman Come“. Bisher über 9,5 Millionen Views und mehr als 10.500 Clips aus nutzergeneriertem Content wurden mit dem traditionellen Shanty erstellt, das einst auf Handelsschiffen im 18. und 19. Jahrhundert gesungen wurde. Nun veröffentlicht Spinnin’ Records eine unverfälschte Slap-House-Version des TikTok-Hits unter einem mysteriösen Alias: Sea Shanty.
„Soon May the Wellterman Come“ wurde tausendfach geteilt: von professionellen Sängern und Musikern, Seefahrer-Enthusiasten, elektronischen Beatbastlern und vielen weiteren. Auch der DJ/Producer Sea Shanty – dessen Identität ein Geheimnis bleibt – wurde darauf aufmerksam und erfand den Track neu, indem er ihm klassische Slap-House-Anleihen verpasste. Dynamische Bass-Rhythmen mit markanten House-Sounds kombinierend, bläst Sea Shanty dem traditionellen Seemannslied neuen Wind in die Segel. Durch die Veröffentlichung auf Spinnin’ Records erhält der Wellerman-Trend weiteren Auftrieb und wird in den kommenden Wochen sicherlich weiterhin hohe Wellen schlagen.
Begleitet wird die explosive Neuinterpretation des TikTok-Phänomens von einem offiziellen Musikvideo, das uns in die Welt von Wellerman mitnimmt. Mit seiner Ästhetik im Stil eines Arcade-Games wird dem Song ein eigenwilliger Schuss Eskapismus verpasst.
Die Geschichte dieses Shantys reicht fast zwei Jahrhunderte zurück, bis zur Reederei der Weller Brothers. Die Brüder waren 1823 aus dem südenglischen Folkestone nach Sydney ausgewandert und hatten binnen wenigen Jahren von Australien und Neuseeland aus ein kleines Imperium aufgebaut, vor allem durch Walfang. Auf einem der Weller-Schiffe, der »Lucy Ann«, soll der spätere Schriftsteller Hermann Melville, Autor von »Moby Dick«, als Matrose geschuftet haben: ein Weller-Angestellter, also ein »Wellerman«. So wurden auch die Proviantschiffe genannt. Die Reederei ging Ende der 1840er-Jahre pleite, doch ihr Name lebt weiter in einem Lied, erstmals angestimmt vermutlich in einem neuseeländischen Hafen: »Soon May The Wellerman Come«. Damit wurde das Versorgungsschiff gemeint, auf das die Crew hoffte, um ihnen Zucker, Tee und Rum zu bringen.
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