ClickClickDecker - Am Ende
Nicht alles, was zurückkommt, ist ein Comeback. Aber ClickClickDecker waren fort – und jetzt sind sie wieder da. Und behaupten dabei auch noch frech oder vielleicht einfach nur verwirrt, nie weggewesen zu sein: Wir waren schon immer da, in zwanzig Jahren Geschichte das sechste Album der Person, des Projekts, der Band, der Idee ClickClickDecker.
Am Anfang der Reise zum Album steht die erste Single Am Ende.
So viel und so wenig folgte auf das letzte Lebenszeichen: 2019 trug die Band den schwermütigen Liederzyklus Am Arsch der kleinen Aufmerksamkeiten hocherfolgreich und immer leicht außer Atem durchs Land. Eine Pause schien angebracht. Doch was nur ein kurzes Atemholen hätte sein sollen, wurde durch allerlei Umstände – Pandemie, Verluste, Lebensumbrüche – zu einem endlos scheinenden Seufzer.
Anfang 2023 dann der Entschluss: eine letzte große Abschiedstour, dann eine letzte große Ruhe. Und dann kam – und jetzt kommt – alles ganz anders.
Das Seufzen wird wieder Gesang, helles Licht, neue Musik. Die Band schüttelt sich aus dem Staub der Zeit. Zehn Stücke, in Ton und Sprache unverkennbar ClickClickDecker, erzählen neue Geschichten, zeigen neue Facetten, werfen neue Leben in die Musik. "Das hier ist ein Angebot", singt Kevin Hamann am Anfang in Am Ende, und lügt vielleicht aus Versehen ein bisschen. Es sind unendlich viele Angebote: Reflexionen und Fragen, Hinweise und Versprechen, Tränen aus allen Gründen, Mundwinkel in alle Richtungen. "Ein Liebesbrief ans Leben" eben – "das sich nicht zurückholen lässt."
Wie vom eigenen Momentum überrascht, nahmen Kevin Hamann, Oliver Stangl und Sebastian Cleemann Wir waren schon immer da über verschiedene Orte und Zeiträume hinweg auf.
Addieren, weglassen, streichen, Wege finden, Fragen stellen, kürzen. Es ist vielleicht das kompakteste Album des Projekts ClickClickDecker geworden – und es geizt doch nicht mit schönen Widersprüchen und rasanten Kurven, in denen Mitsingchöre die Kapitulation bejubeln oder sich die alles umwerfende Liebe in ein leises Versprechen kleidet.
Die ins zynische-ufernden Begutachtungen des üblen Daseins, die Kevin Hamann so passend wie sezierend auf den letzten Platten vermittelt hat, sind auf Wir waren schon immer da einer Klarheit gewichen, die nicht versöhnlicher ist, aber einen sachten Gleichmut kennt. Sie beschreibt den Abrieb des Lebens ab Vierzig, distanziert und detailliert. Sie lässt Platz für das Füreinanderda - ebenso wie für das fortdauernde Nichteinverstandensein mit den Umständen der Welt und den Zwängen des Selbst.
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