Eine Dokumentation über den größten Hersteller von Leuchtreklame in der DDR
Ich bin jetzt nicht wirklich tief drin in der Streamer-Gemeinde und das meiste, was ich davon sehe, beruht auf TikTok-Clips und kurzen YouTube-Videos – Normalsterbliche haben ja auch gar nicht genug Zeit, um sich da stundenlang einen Stream anzuschauen, schon gar nicht von mehreren Streamern. Und ein bisschen verabscheue ich auch das Prinzip der modernen Bettelei, denn wenn man sich mal anschaut, was da mittlerweile für Summen auf so manches Konto wandern ... weiß ich nicht, warum ich dann noch mein hart erarbeitetes Geld ebenfalls spenden sollte, bin ich doch so erzogen worden, dass man das eher denen gibt, die es auch wirklich brauchen. Vermutlich bin ich aber auch zu alt, um das noch verstehen zu können.
Wie dem auch sei, was immer mal wieder auffällt: Leuchtschrift ist scheinbar ein Ding. Macht auch Sinn, es fällt auf und hilft dabei, die eigene Marke zu platzieren. Überhaupt ist alles, was leuchtet und Aufmerksamkeit erregt gern genutzt, besonders wenn es um Reklame geht – man denke da nur mal an so manche Ecke in New York, London und anderen Metropolen. Auf der anderen Seite findet das der Autofahrer in mir weniger spaßig, besonders wenn es auch noch regnet, denn dann kommt es sehr schnell zur klassischen Reizüberflutung, aber das ist auch noch mal ein anderes Thema.
Was vermutlich kaum einer weiß: Ausgerechnet Halle war es in der DDR, dass als Lichtschalter-Zentrale galt und vollgestopft mit Technikern und Designern war, die sich darum kümmerten, innovative Leuchtanlagen für Stadtbilder zu entwickeln. Man munkelt, dass vor allem Sinn dahinter war, das triste Grau, für das die DDR stand, zu durchbrechen und alles ein bisschen farbenfroher zu haben. Denn wenn es schon nicht gut ist, kann man es wenigstens gut anmalen. Oder so.
Nachfolgend eine Doku dazu, die nicht nur darüber erzählt, sondern auch jede Menge sächsischen Dialekt liefert:
Der Film erzählt die faszinierende Geschichte von fast 40 Jahren Licht- und Werbegeschichte im Osten. In Halle, einer Stadt, die zur „Lichtschalter“-Zentrale der DDR wurde, entwickelten Techniker und Designer innovative Leuchtanlagen, die ganze Stadtbilder prägten.
Eine bekannte Anekdote besagt, dass Walter Ulbricht in den 1960er Jahren mit Josip Broz Tito durch das dunkle Leipzig fuhr. Tito bemängelte die triste Atmosphäre – daraufhin soll Ulbricht das Motto „Mehr Licht!“ ausgegeben haben. Damit begann ein Wettlauf um die hellsten Boulevards und Reklamen. Halle wurde dabei zum Zentrum der Leuchtwerbung, die den Alexanderplatz, das Gewandhaus Leipzig oder die Olympiastädte des Ostblocks erstrahlen ließ.
Wie das eben früher so war.
[via]
Eine Reaktion
Weitere Reaktionen