West-Berlin 1987
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie es 1987 war. Ich war ein Jahr alt, die Straßen waren nicht so überfüllt wie heute und irgendwie war das Leben wesentlich einfacher, so ohne Internet, Smartphones und Netflix. Wir hatten nicht viel, waren aber glücklich mit dem, was wir hatten.
Ist natürlich völliger Quatsch, ich kann mich einen scheiß erinnern, wie es damals war – als ob irgendjemand noch weiß, was in seinem ersten Lebensjahr passiert ist. Ich weiß ja nicht mal, was letzte Woche los war.
Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich diese kleinen, unaufgeregt Zeitdokumente so liebe. Ein kleiner Rückblick in eine Zeit, in der es mich zwar gab, die aber doch so fremd wirkt:
Sonntagvormittag, 01.02.1987: Wenig Autos auf den Straßen, weil am frühen Morgen in Berlin die Smog-Alarmstufe 1 ausgerufen worden war. Schon am Vorabend war bei Bodentemperaturen von -12 bis -15 °C° und starkem Dunst der Schwefeldioxyd- Grenzwert überschritten. Erstmals galt ein Fahrverbot für alle PKW, die nicht als schadstoffarm eingestuft waren oder eine Sondergenehmigung hatten. Ausnahmen gab es für Taxis, die BVG, Polizei- und Hilfsfahrzeuge und für alle, die nach Ost-Berlin oder ins Bundesgebiet fahren wollten.
Hier Aufnahmen von der Urban- Ecke Körte- und Grimmstraße in Kreuzberg, der Graefestraße und aus meiner damaligen 1-Zimmer-Hinterhauswohnung (mit Kohleofen ohne Bad), in der ich Wohnungsanzeigen in der Berliner Morgenpost studiere. Das orangene Telefon mit Wählscheibe war nach meiner Erinnerung damals die einzige Alternative zu den mausgrauen Apparaten.
Zum Schluss Aufnahmen von den U-Bahnhöfen Hermannplatz und Südstern.
In Ost-Berlin gab es keinen Smogalarm und es wurde in der „Aktuellen Kamera“ am Abend auch nicht darüber berichtet. Man sah Bilder von fröhlichen Ausflüglern in Ost-Berlin. Offensichtlich schützte die Berliner Mauer die DDR-Bürger auch vor ganz, ganz schlechter Luft aus dem Westen.
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