Kasi - beifahrersitz
Immer auf dem Sprung. Zur nächsten Party, zur nächsten Songwriting-Session, zum nächsten Auftritt. Ein Leben zwischen Tür und Angel, Ankommen und Abreisen, Euphorie und Melancholie. In wenigen Monaten hat sich Kasi mit seinem Bedroom-Mix aus Indiepop und Rap das Standing als eine der spannendsten neuen Stimmen im Deutschpop erspielt. Nach Millionen von Streams, zwei ausverkauften Headliner-Touren und hart gefeierten Festival-Gigs veröffentlicht der Sänger und Songwriter mit seiner neuen EP nun eine weitere Momentaufnahme seiner zerrissenen Erlebnisrealität.
Kein Titel könnte wohl besser zur Beschreibung von Kasis aktueller Ist-Situation passen, als „sorry, ich ruf dich später zurück“. Schon mit ihrer 2023 releasten Debüt-EP sommernacht <3 ist es Kasi und seinem Uni-Freund und musikalischen Mastermind Antonius gelungen, das ambivalente Lebensgefühl ihrer Generation einzufangen. Ein Feeling zwischen melancholischer Verlorenheit und unbeschwerten Augenblicken, das beide mittlerweile mit über einer Million monatlicher Spotify-Hörer:innen teilen. Kein Wunder, dass sie direkt eine Nominierung für den New Music Award kassieren und im Anschluss zahlreiche Festivals rocken. Und auch auf den Bühnen ihres extended Freundeskreises fühlen sich Kasi und Antonius bis heute sichtbar wohl. Bei gefeierten Konzerten mit Ennio, badchieff, 01099 oder Zartmann ist oft nicht so richtig erkennbar, wer hier grade wen supportet. Im Zweifel aber jeder jeden.
Kasis Texte leben vom Widerspruch aus jugendlicher Naivität und erwachsener Selbstreflexion. Von der Suche nach emotionaler Echtheit, die Antonius intuitiv in Form von catchy Hooks und treibenden Beats spiegelt. So wie auf dem fast 17 Millionen mal gestreamten vielleicht in einem jahr dem bittersweeten sommernacht oder dem treibenden Banger immatrikuliert. „Ich bin ziemlich gut darin, bestimmte Dinge zu verdrängen und Probleme unbearbeitet zu lassen“, sagt Kasi. Aber zumindest in seinen Lyrics lässt er durchblicken, was er denkt und fühlt.
Und immer noch geht es in Kasis Texten um die Verdrängung und das Weglaufen. Und darum, auf dieser ständigen Flucht nie wirklich Zeit zu haben. Für die Familie, für die Freunde, für die eigenen Gefühle. Alles rauscht vorbei und ist in der nächsten Sekunde schon wieder vergessen. Vielleicht wirken seine Songs deshalb wie kleine Post-Its. Emotionale Erinner-Michs an sich selbst. „Ich glaube, wir haben uns auf den neuen Songs mehr getraut“, ergänzt Antonius. „Einen Track wie abendrot zum Beispiel hätte es vor einem Jahr in dieser Form noch nicht gegeben.“ Eine Form zwischen Eskapismus und blanker Wut auf die Welt. Auf die dauernde Sadness, auf den Erwartungsdruck der anderen, auf die eigene Lethargie und auf die vernagelten 20 Prozent in diesem Land, die mit ihrer Stimme alles nur noch schlimmer machen.
Ein Mindset, der sich auch auf dem introspektiven Selbstgespräch mit dem kopf durch die wand wiederfindet, auf dem Kasi sein momentanes Leben zwischen Rampenlicht und Studentenwohnheim beleuchtet. „Zu denken, das wäre die Erfüllung eines großen Traums, während man sich im Grunde einfach nur leer fühlt.“ Gefangen zwischen einer diffusen Sehnsucht und der Flucht vor den eigenen Gefühlen. Hauptsache weg, notfalls auf dem beifahrersitz: Ein Post-Breakup-Trip in die Vergangenheit, auf dem Kasi das letzte Treffen mit seiner verflossenen Jugendliebe beschreibt, während die alte Gegend nochmal vor dem Autofenster vorbeizieht und im Rückspiegel langsam zur Erinnerung verblasst.
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