Wie eine Küche Essen für 75.000 Schüler zubereitet
Wie so viele in ihrer Jugend hab ich auch mal in der Gastronomie gearbeitet. Zugegeben, das war eher die abgeschwächte Form und beim Bund, dennoch hat es einen ganz guten Eindruck vermittelt, wie das so zwischen Küche, Tresen und Gästen abläuft. Wenig überraschend: Nach einem Jahr hat das dann gereicht, auch wenn es selbst beim Bund ab und an mal Trinkgeld gab, zu dem vermutlich keiner „Nein“ sagen würde. War allerdings auch nie so üppig wie in der freien Marktwirtschaft, dafür gab es aber ein okay-gutes Gehalt, sodass man auf Trinkgeld eher weniger angewiesen war, was wiederum im Zivilbereich dann doch deutlich anders sein kann und viel zu oft ist.
Besonders schlimm ist ja, dass man kaum Freizeit hat bei gleichzeitig schlechter Bezahlung. Da werden Schichten wild umher geschoben, doppelt abgerissen und der Stresspegel auf immer neue Höhen geschoben. Das alles bei bescheidener Bezahlung – da wundert man sich schon, wenn sich andere wundern, dass da plötzlich keiner Bock mehr drauf hat. Wenn dann auch noch eine Pandemie kommt und die Leute dazu zwingt sich umzuorientieren ist das am Ende nur der letzte Schubser, der das System umwirft. Statt dann aber mal genau das zu hinterfragen, wird vor allem gejammert und geklagt, dass es an Service-Personal fehlt und Roboter getestet. Oder anders gesagt: Statt sich selbst zu hinterfragen, wird weiter kräftig in die eigene Tasche gelogen (was sicherlich nicht für alle Gastronomen gilt, aber leider für zu viele).
Da ist es dann auch mehr als nachvollziehbar, dass immer mal wieder hochtalentierte Köche die Reißleine ziehen und statt ins Restaurant sich was Einfacheres suchen. Schulküche zum Beispiel. Da sind die Schichten klar, da ist der Stresspegel planbar und die Bezahlung mindestens angemessener. Glaube ich, wie gesagt, ich hab mich da schon vor Jahren rausgezogen.
In Indien ist aber auch das noch mal etwas ganz anderes, denn zum Beispiel bei der Akshaya Patra Foundation in Indien werden bis zu 2 Millionen Schüler versorgt. Die Kollegen von Insider waren zu Besuch in einer der Küchen der NGO, wie innerhalb von 4 Stunden Mahlzeiten für 75.000 Schüler gekocht werden – das klingt auf den ersten Blick direkt wieder nach Massenproduktion ohne Herz und entsprechender Qualität, angeblich ist das Essen aber sehr lecker:
Vermutlich auch stressig, aber eben anders. Und womöglich somit nach wie vor besser als das, was in manchen deutschen Küchen passiert.
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