Gedankentüdelüt (86): Wenn man mal mit Nazis zu tun hat ... - Was is hier eigentlich los

Gedankentüdelüt (86): Wenn man mal mit Nazis zu tun hat …

Gedankentüdelüt (86): Wenn man mal mit Nazis zu tun hat ... | Kolumne | Was is hier eigentlich los?

Es braucht nicht viel, um als Ins-Internet-schreibender-Mensch in fragwürdige Gespräche mit Nazis zu kommen. Mir ist das letzte Woche seit längerem Mal wieder passiert, wobei es erstaunlich glimpflich ablief – ich hab mir zwischendurch aber auch hart auf die Zunge beißen müssen, um das ungewollte Experiment weiterführen zu können. Nebenbei sind mir auch noch ein paar Dinge aufgefallen, die sicherlich nicht neu sind, aber in meiner Wahrnehmung so klar noch nicht auftreten sind.

Was war passiert?

Ich habe diesen Post veröffentlicht – sicher ein wenig polarisierend, aber grundsätzlich erstmal niemanden anfeindend. Ich will mich dafür auch gar nicht rechtfertigen, ist halt ein großartiges Bild. Wie es mit beinahe allen Beiträgen passiert, wurde der natürlich auch Richtung Facebook gespült – die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Auffallend dabei:

Wer dem Post zustimmt, zeigt das durch den Like-Button bzw. einer entsprechenden Reaktion durch den Like-Button – 49 Reaktionen waren positiv (halt Like, Lachen und das olle Herz), 9 negativ (wütend, traurig). Deutlich anders fällt die Gewichtung bei den Kommentaren aus, die durchweg mit dem üblichen rechten Dünnpfiff durchzogen waren.

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Wie das bei derlei Kommentaren so ist, mangelt es sehr stark an Rechtschreibung (ich bin auch nicht frei von Fehlern, aber das war schon teils extrem schwer zu lesen), einer faktenorientierten Argumentation und sobald es zu detailliert in die Diskussion geht – oder es für den Gegenüber zu anstrengend wird – fangen die Beleidigungen an.

Die muss man nicht wirklich ernst nehmen, kennt man sich in der Regel nicht persönlich, näher oder auch nur entfernter – wie ernst kann man Meinungen ohne Hintergrundwissen nehmen? Ging mir also alles mehr oder weniger am Arsch vorbei, sodass ich auch nicht wirklich näher darauf eingegangen bin, außer mit weiteren nachfragen. Ich muss zugeben, nicht ganz ohne Hintergedanken, denn ich hab mir schon ein wenig erhofft, dass die Anfeindungen doch präziser und direkter werden – nur um dann doch mal beim Arbeitgeber nachzufragen, was er denn zur Einstellung seiner Mitarbeiter – und damit mehr oder weniger der Repräsentation des Unternehmens – umgeht. Gleichzeitig kann man auch mal austesten, wie gut die Mühlen der Justiz denn mittlerweile wirklich mahlen.

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Leider und zum Glück ist es dazu nicht gekommen, viel mehr noch haben die paar Pappnasen, mit denen ich mich auseinandergesetzt hab, überraschend schnell die Lust verloren.

Bemerkenswert war da auch der letzte Kontakt, als tatsächlich doch jemand die Frage stellte, was ich mit dem Post eigentlich bezweckt hab:

“Ich habe jetzt mal echt eine ernsthafte Frage…. als du das gepostet hast, warst du wirklich der Meinung dass es so sein soll oder war es mehr Satire um die Menschen damit zu ärgern die du nicht magst?

Ich frage mich die ganze Zeit warum sich jemand so viel Zeit nimmt für so einen Schwachsinn ! Ich bin der Meinung wenn es wirklich solche Menschen gibt die genau daran hoffen und glauben was auf dem Schild steht dann sind wir sowieso alle verloren…..1”

“Gegenfrage: was meinst du, wie viel Zeit mich das schiere Posten gekostet hat? Um es direkt zu beantworten: viel wars nicht wirklich – da ist der kleine Dialog mit dir schon ein Vielfaches mehr investierte Zeit. Aber um nun deine Fragezu beantworten: ich will damit nicht wirklich jemanden ärgern. Ich find den Denkansatz als Gegenentwurf für das übliche Gehetze gegen Flüchtlinge ganz charmant, mir ist aber grundsätzlich egal, ob nun mehr Flüchtlinge kommen, weniger oder gar keiner. Ich bin allerdings der Meinung, dass jeder Mensch, der tatsächlich Hilfe braucht, genau diese auch bekommen sollte. Die Geschichte hat oft genug gezeigt, dass auch in Deutschland geborene Menschen flüchten mussten und Hilfe bekommen haben – wieso also nicht genau das gleiche anderen gegenüber anbieten? Wer sind wir denn, dass wir bestimmen, einem Hilfesuchenden die Hilfe zu verwehren? Was würden wir denn tun, wenn wir die Hilfe selber suchen müssten und sie nicht bekommen? Was mir in dieser ganzen, viel zu lang und leider viel zu stumpfsinnig geführten Debatte fehlt, ist der komplette Aspekt der Menschlichkeit – sowohl gegenüber anderen Menschen als auch gegenüber uns selbst. Allein schon deswegen, weil es purer Zufall ist, in welchem Land man geboren wurde.”

Auch danach kam leider nichts mehr.

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Fazit

Ob es wirklich Sinn macht, sich mit derlei Denkenden auseinanderzusetzen, kann ich nur schwer beurteilen – mit einiger Disziplin, ein bisschen “dumm stellen” und ohne groß auf die üblichen Verleumdungen einzugehen, kann man immerhin ein bisschen Spaß haben (der aber nicht allzu groß ausfällt).

Fest steht für mich jedenfalls nach der Nummer: es sind Nazis und man muss sie auch als solche bezeichnen. Es geht auch schon lange nicht mehr um irgendwelche Ängste und Sorgen, sondern vielmehr darum, andere für das eigene Scheitern zu brandmarken und all den aufgestauten Frust in diese Richtung zu schütten. Und da spielen dann auch statistische, wissenschaftliche und/oder logische Argumente keine Rolle.

Wie gesagt, alles keine neuen Erkenntnisse, aber für mich wollte ich sie einfach mal festhalten. Lebensverändernd war es aber sowohl für mich als für die Knalltüten wahrscheinlich nicht. Und vermutlich werden sich an den Positionen in den nächsten Jahrzehnten bei niemandem

Netter Nebeneffekt: man hat mal wieder eine Liste, um diese rechten Nasen aus seiner Filterblase auszuschließen.

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Über Martin

Technikbegeistert und immer auf der Suche nach spannenden, beeindruckenden und/oder lustigen Themen schreibt Martin neben seinem Hauptberuf täglich mehrere Artikel für wihel.de. Oder wie er es beschreibt: Andere teilen ihre Internetperlen lediglich mit ihren Freunden, wir teilen Sie mit allen, die es interessiert.

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