Die Intershop-Story
Normalerweise nutze ich die Sonntage natürlich, um den Kram abzuarbeiten, der die Woche über liegen geblieben ist und auch, um schon das Eine oder Andere für die kommende Woche vorzubereiten. Mit etwas Glück bin ich damit gegen 15 Uhr fertig, sodass ich noch ganz entspannt irgendeinen Film schauen kann – kommt man ab einem gewissen Alter und mit den ganzen Verpflichtungen ja auch nur selten zu.
Genau das hab ich gestern zur Abwechslung mal nicht gemacht, sondern endlich ein paar Videos und Dokumentationen geschaut, die ich im letzten Jahr angesammelt hab – darunter auch die kleine Reportage des MDR zu den Intershops der DDR. Als immerhin in diesem Land Geborener hab ich ja ohnehin ein gewisses Interesse, immer mal wieder was davon zu erfahren – auf eigene Erfahrungen kann ich ja nur spärlich blicken. Insofern hab ich zwar auch schon von den Intershops und ihren Stellenwerten gehört, aber war selbst nie in einem:
Sie waren kleine Inseln der westlichen Konsumgesellschaft im ostdeutschen Sozialismus: Die Intershops. Dort konnten DDR-Bürger alles kaufen, worauf die Werbung im Westfernsehen Lust machte – wenn man Westgeld hatte. “Umschau extra” lässt die Erinnerungen an die Westläden im Sozialismus aufleben.
Die Läden, die Westwaren im Sortiment hatten, wurden nach dem Mauerbau geschaffen. Ziel war es eigentlich, die Devisen der West-Besucher abzuschöpfen. Diese Schaufenster weckten aber auch bei den DDR-Bürgern Begehrlichkeiten.
Erst Mitte der 1970er-Jahre durften sie im Intershop einkaufen. Zuerst mit D-Mark, ab Ende der 1970er nur noch mit den sogenannten “Forum”-Schecks. Der Name des Zahlungsmittels verrät, wer hinter dem Intershop steckte: die “Forum-Außenhandelsgesellschaft mbH”. Sie gehörte zur “Kommerziellen Koordinierung” von Honeckers obersten Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski.
Während sich Ostdeutsche im Intershop den kleinen Traum vom Westen erfüllten, war er für Westdeutsche ein Schnäppchenparadies, in dem sie Zigaretten, Spirituosen, Kaffee, Parfum und vieles mehr ohne Zoll und Steuern und damit viel günstiger als in der Bundesrepublik oder Westberlin kaufen konnten. So florierte das Geschäft vor allem an den Transitstrecken. Das zeigen einzigartige Fotos eines westdeutschen Journalisten.Kurios ist, dass es im Intershop nicht nur Westwaren für Westgeld gab, sondern auch Ostwaren. So hatte AMIGA für die Intershops Schallplatten mit Lizenzen westdeutscher Labels gepresst und in Halle an der Saale wurde “first class”-Kaffee produziert, der für D-Mark verkauft wurde.
5 Kommentare
Ping- & Trackbacks
Webmentions