Go Go Gazelle – Finger Rücken Kreuz
Go Go Gazelle heben den Zeigefinger. Höher, schneller, weiter. Und das am liebsten billig. Klimakatastrophe? Da soll sich doch dann bitte die Generation von morgen drum kümmern. Die alltägliche Sorglosigkeit und die potenziellen Folgen sind Gegenstand von Finger Rücken Kreuz – der zweiten Single aus dem aktuellen Album Flaschenpost an morgen.
Unterstützt werden Go Go Gazelle in ihrem Anliegen von ihren langjährigen Weggefährten Massendefekt. Deren Sänger Sebastian Beyer verdeutlicht die Dringlichkeit des Textes mit seiner – mit Verlaub – rotzigen Stimme: „All unsere Weisheit findet ihr – keine Sorge – als leeres Blatt Papier in einer Flaschenpost an morgen“.
Musikalisch macht das Trio aus Augsburg, was es am allerbesten kann: Folk-Elemente mit Punkrock mischen. Da klopfen sie stilistisch fast schon bei Bands wie „The Living End“ an. Wirkt die Nummer am Anfang noch recht minimalistisch, so stellt man bei mehrfachem Hören die Liebe zum Detail fest und entdeckt ein fast verloren geglaubtes Instrument namens „Stylophone“. Und Trompeten, die dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Flaschenpost an Morgen so heißt sie. Die „Neue“ von Go Go Gazelle. Nach zwei EPs verspürte das Augsburger Indie-Punkrock-Trio große Lust, an einem Longplayer zu arbeiten. Insgesamt zehn Songs haben es auf das Album geschafft und dieses geizt nicht mit gut ausgearbeiteten, griffigen Melodien. Ihren musikalischen Punkrock-Wurzeln mischt die Band auf Flaschenpost an morgen auch gezielt Folk-Einflüsse bei.
Live aufgenommen in einem Berliner Studio. Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gesänge. Ungefiltert und direkt sollte die musikalische Energie der Drei, die sie auf ihren Konzerten versprühen, auch auf Platte zu hören sein. Eine Kapelle, die im Studio befreit aufspielt. Weit weg von so was wie „Alltag“.
Go Go Gazelle. Eine Band, deren Mitglieder gut im Saft sind und mitten im Leben stehen. Die Phase, in der man für gewöhnlich die Lebens-Weichen gestellt hat. So die Zustandsbeschreibung auch bei den Dreien; hier soll kein übertriebener Underground-Punk-ACAB-Ethos aufgebauscht werden. Die Band beweist sich in ihren Texten entsprechend als aufmerksamer Beobachter und spart auch nicht mit Selbst-Reflektion und Ironie. Dabei geht sie gewohnt pointiert vor, was auch reichlich kritische Töne mit sich bringt.
Musikalisch hört man bei den Augsburgern zweifelsohne die Sozialisation mit Punk- und Indierock aller Couleur und dennoch bleibt immer auch etwas zu entdecken. Und so wollen Go Go Gazelle mit Flaschenpost an morgen in erster Linie zwar unterhalten, aber auch etwas schaffen, das bleibt.
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