God Damn - Hi Ho Zero - Was is hier eigentlich los

God Damn – Hi Ho Zero

God Damn – Hi Ho Zero Musik

God Damn - Hi Ho Zero | Musik | Was is hier eigentlich los?

Während der Aufnahmen zum dritten Album des Trios God Damn aus dem britischen Black Country verlor Sänger Thomas Edward seinen Job als Lehrer. Der Grund: Der ehemalige katholische Chorsänger hatte Bibeln zerstört. “Es war gar nicht so satanistisch, ich hab auch den kleinen getauften Chorknaben in mir gespürt, als ich sie ‘recyclet’ habe und um Gottes Gnade gebeten”, erklärt Edward mit einem Augenzwinkern. “Eine Kollege filmte die ganze Aktion und ein weiteres Mitglied aus dem Kollegium mailte das Video an die Schule, unter der Vorgabe, ein verärgertes Elternteil zu sein. Ich glaube für mich bedeutete die Aktion die Trennung von Staat und Religion.” Damit wären die Themen für das neue Album seiner Band gesetzt: Religion, Spiritualität, Gesellschaft und Politik sind die vorherrschenden Sujets auf dem neuen, selbstbetitelten Album von God Damn.

“Paradoxe Gedanken und gegensätzliche Überlegungen, das Debattieren von Gut und Böse in Religion und Moral, das Hinterfragen meiner Überzeugungen, all das hat mich viel beschäftigt. Der letzte Song auf dem Album Satellite Prongs beispielsweise, handelt von meinen Wünschen, was mit mir passiert, wenn ich sterbe. Ich will keinen Sarg, geb mich einfach so der Erde zurück”, fügt der Sänger hinzu.

Die vielseits gelobte Band nahm das neue Album innerhalb weniger Tage live auf, gemeinsam mit der legendären Produzentin Sylvia Massy. Dabei nutzten sie neben dem Studio auch eine stillgelegte U-Bahn Station für die Aufnahmen.

“Wir wollten einen dröhnenden, hallenden Drum-Sound, der nach Zersetzung klingt. Da haben wir uns für die Aldwych Station entschieden, die für das Firestarter-Video von The Prodigy sowie als Lager von unfassbar viel wertvoller Kunst während des zweiten Weltkrieges bekannt ist. Wir hatten eine Stunde Zeit um das ganze Setup aufzubauen und den Song einzuspielen. Inklusive hunderte Stufen mit schwerem Aufnahmequipment zu überwinden und den perfekten Take hinzubekommen. Aber gemeinsam mit dem unheimlichen und nostalgischen Gefühl in einer verlassenen U-Bahn Station zu sein, hat all das zu der besonderen Stimmung des Songs beigetragen”, so Edward.

Die Band, vormals ein Trio, dann ein Duo, jetzt wieder ein Trio, hat sich mit ihrem dunklen Debüt Vultures, dem 2016er Zweitwerk Everything Ever und Supports für die Foo Fighters, Thrice, Red Fang oder Frank Carter and the Rattlesnakes ein sehr loyale Fanbase erspielt. Für das selbstbetitelte neue Album haben God Damn mit vielen Einstellungen experimentiert, die teils bizarr anmuten: Zig Mikrofonkonfigurationen, ein Verstärker in einem viktorianischen Ofen, ein Fuzz-Pedal hergestellt aus einer Glühbirne, ein Gartenschlauch am Schlagzuegmikrofon, sowie dem menschlichen Phaser-Effekt – jemand bewegte sich während der Aufnahmen mit einem Mikrofon durch den Raum.

Doch nicht nur in puncto Sound ist die Band neue Wege gegangen, auch einschneidende persönliche Erfahrungen während der quasi-Zwangspause in den letzten Monaten durch Probleme mentaler Gesundheit, Schlafmangel und Thomas Herausforderungen als Vater eines autistischen Sohnes, haben God Damn geprägt. “Wenn man das Footage der Albumsessions sieht, wird relativ schnell klar, dass ich ein Problem mit starken Schmerzmitteln hatte.”

Die Leadsingle Dreamers eröffnet das Album mit einer viszeralen Gitarrenexplosion und wird zerissen von Edwards’ charakteristischem Crooning. “Dieser Song ist eine Vorschau für den Rest des Albums. Die Themen sind gesellschaftlicher Natur, die Gitarren sind bis zum ersten Buchstaben runter getuned”, berichtet Thom. Das folgende High Frequency Words, eine Remineszenz an The Eighties Matchbox B-line Disaster, zwingt den Hörer mit der Kraft eines Heavy-Rock Klassikers eingebettet in einen Pop-Rahmen quasi zur Unterwerfung. “Es gibt die Meinungs- und Redefreiheit, die oft missbraucht wird um bewusst beleidigend zu sein. Man sollte da zwischen Politik und Identität balancieren.” Diesen charmanten Ton hatten God Damn schon früher, auf ihrem dritten Album wirkt ihr einzigartiger Magentismus aber besonders stark.

Dank Edward’s Hintergrund in der Church of England und seine katholische Erziehung war das Christentum in seiner Kindheit omnipresent. Mit dem Älterwerden hat er dies jedoch immer weiter hinterfragt, so auch auf dem neuen Album seiner Band. “Schon früh habe ich die Scheinheiligkeit auf beiden Seiten gesehen. Bevorzugt Kapitalismus Spiritualität oder nackte Wissenschaft? Was ist deine Version von Gott und Religion? Für mich steht das inzwischen für ein gesundes Ökosystem und eine straighte Punk Rock Attitüde.”

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Über Martin

Technikbegeistert und immer auf der Suche nach spannenden, beeindruckenden und/oder lustigen Themen schreibt Martin neben seinem Hauptberuf täglich mehrere Artikel für wihel.de. Oder wie er es beschreibt: Andere teilen ihre Internetperlen lediglich mit ihren Freunden, wir teilen Sie mit allen, die es interessiert.

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