Neykid – All I Need
All I Need zitiert auf Beste die Noughties: Phoenix' 2006er Rückkehr zur Gitarre von “It's never been like that” ist eine wunderbare Referenz, die neykid hier anreisst. Er lässt das Jahrzehnt der Gitarrenbands und des Indie-Rocks aufleben – für ihn osmotisch in seine Musik-DNA übergegangen, denn der Stuttgarter ist gerade mal Anfang Zwanzig.
Der lockere, entspannte Gitarrensound von All I Need kann mühelos mithalten mit Kult-Bands wie Atomic Swing oder Hot Hot Heat und ist mit Sicherheit ein Indikator des Wiederkehrens jenes Indie-Disco-Sounds der Nullerjahre.
neykid kann in seiner Heimatstadt Stuttgart auch auf hauseigene Vorbilder zurückblicken, denn Benztown hat, allen HipHops zum Trotz, unterschätzte 2000er Indierocker zu bieten wie Jettison (mitsamt dem Songschreiber und Produzenten Thomas Harsem) und Monochrome (um Marc Calmbach). neykid setzt diese Tradition fort, tradiert sie in die goldenen Zwanziger und bekommt hier Unterstützung von Kollegen wie COIN, Paper Idol oder bilbao.
Die Rückkehr der Indie-Disko ist eingeläutet – All I Need ist der Opener für eine lange Tanznacht und Neykid zeigt auch mit diesem Track, wie versiert er mit Arrangements und Vibes umgeht. Die Produktion ist perfekt austariert und klingt satt und voll.
Angelo Fritsch aka Neykid weiß seine Stimme dazu perfekt einzusetzen und spielt mit Silben, Worten und Bildern, die uns in seinen musikalischen Kosmos für eskapistische 3 Minuten entführen.
Der junge Stuttgarter Neykid buchstabiert Indiepop deutlich mit dem Alphabet der 90er und 2000er, um das Ganze in gekonnte Millennial-Inhalte zu übersetzen.
Angelos Alter Ego Neykid wohnt die besondere Eigenschaft inne, sich emphatisch aus Genres zu bedienen, die für den Künstler – gerade mal Anfang 20 – in einer märchenhaften Ferne liegen, doch durch die digitale Konservierung und Verfügbarkeit permanent allgegenwärtig und zu Referenzen werden. Neykid ist nicht zu abgeklärt, um die Aufarbeitung der Genres Indierock, Alternative und Synth Pop mit bewusst emotionsloser Distanz zu begegnen – er ist von dieser Musik berührt und ist sich nicht zu schade, das zuzugeben:
“Meine ersten musikalischen Berührungspunkte habe ich mit Queen gemacht und versucht, so ziemlich jeden Freddy Mercury Song unter der Dusche zu performen. Mit der Zeit kamen die Red Hot Chili Peppers dazu und später auch Einflüsse aus Britpop und Indie-Rock. Heute inspirieren mich Musiker:innen wie Tame Impala, Lime Cordiale, Tracy Chapman, Foster the People oder Empire of the Sun. Musik entsteht bei mir meistens aus einem Gefühl heraus. Fühle ich nichts oder mich leer, kann ich in der Regel auch nichts schreiben. Hauptsächlich motivieren mich meine Erfahrungen, Gefühle und andere Künstler:innen, die etwas in mir auslösen.”
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