Portmonee – zu viel love
Portmonee verwandeln ihre Abscheu in Nektar für Auge und Ohr. Irgendwo zwischen innerem Verließ, Psychiatrie und manischem Albtraum wird der Schmerz und die immer wiedergeborene Liebe zelebriert. Mit zu viel love entsteht eine Liebeshymne frei von Romantik, für eine Gesellschaft, die panisch vor Wut vielleicht mal wieder auf ihr Bauchgefühl hören sollte. Denn da schlummert noch etwas in jedem von uns. Vom handelsüblichen Hit-Sound weicht die Berliner Musikformation dabei keinen Millimeter ab. Keinen Millimeter. Im dazugehörigen Musikvideo gibt es Blut, Blumen und rauchende Chirurgen. MTV würde sich im Grabe umdrehen.
Manchmal ist die Welt unerträglich, man schließt sich zu Hause ein und wartet auf das Ende, aber es kommt nicht. Und man ist wütend, weil die Menschen da draußen alle irre sind und man hasst das alles – und dann?
Dann wird die Wut weniger, man hält das nicht durch, weil da zu viel love im Bauch ist. Dabei würde man doch so gerne mal richtig um sich schlagen, weil Liebe doch auch so wehtut. Aber am Ende ist immer zu viel love im Bauch, um das hier alles scheiße zu finden, um ewig wütend zu bleiben. Kein Mensch braucht Rache, Rache ist scheiße und funktioniert eh nicht, denn da ist zu viel love.
Der Sound der Berliner erinnert dabei an die sehnsüchtige musikalische Verspieltheit von Künstlern wie Bilderbuch oder Falco. Portmonees Musik lebt von einer betörenden Vielfältigkeit. Gekonnt kreieren die sechs Jungs tragende Post-Indie-Sounds des nächsten Jahrzehnts. Ehrlich wie ein angetrunkener Maler versuchen sie alles wie in einem wahnsinnigen Rausch festzuhalten.
Portmonee reflektieren all das, was man am nächsten Morgen vergessen hat und erzeugen ein schrilles Bild von fideler Lust und Sterblichkeit. Die Fratze der Metropole mit all ihren bittersüßen Versuchungen untermalt von liebestollen Gitarren und fruchtigen Beats ist der impulsive Rahmen der Lieder von Portmonee. Musikalische Popliteratur für die geschundenen Ohren, all derer die aufgehört haben auf irgendetwas zu warten.
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