Young Guv – Caught Lookin’
Young Guv ist Ben Cook. Ben Cook ist ein Songwriter, ein engagierter und produktiver Songwriter von seltenem Talent. Im Sommer 2018 zog er von Toronto auf Zwischenmiete nach Brooklyn und begann dort einige der besten Songs seines Lebens zu schreiben. Denkt nur mal kurz an die zeitgenössische Gitarrenmusik, die euch in den letzten 18 Jahren etwas bedeutet hat – Ben Cook hat wahrscheinlich etwas damit zu tun oder sie beeinflusst. Da wären zum Beispiel No Warning, bei denen er singt, seit er in den späten Neunzigern zur High School ging. No Warning sind Pionierre eines selbstbewussten, technisch versierten, höchst metaphorischen Styles des “New Yorker”-Hardcores, der seit über zwei Jahrzehnten die Subgenres der verschiedenen Musikszenen auf der ganzen Welt beherrscht. Oder wie wär’s mit Fucked Up, für die er seit 2006 Gitarre spielt. Der allesfressende, lyrisch ambitionierte, Punk-Rock zerstörende Semiotiker. Und dann wäre da noch seine Arbeit hinter den Kulissen als Co-Writer und Produzent für eine Vielzahl von Künstlern aller Größenordnungen.
Doch der einzige Ort, an dem man Musik hören kann, die ausschließlich Ben Cook gehört – Musik, die ganz ohne Bandkollegen oder Genre-Konventionen auf diese Welt gekommen ist, mal liebevoll beobachtend, mal frech unterlaufen – hört auf den Namen Young Guv oder Young Governor oder Guv oder wie auch immer er sein Projekt damals nannte, das seit 2008 tröpfchenweise immer wieder mal Singles und EPs und zwei Full-Length-Alben veröffentlicht hat. Manchmal haben seine Young Guv-Songs Gitarren und “British Invasion”-Harmonien. Manchmal hört man Synths und eine modulierte Stimme. Aber sie haben immer Refrains, die man nicht mehr aus dem Ohr bekommt, und Texte, deren trockener Witz und zurückhaltende Schärfe einen umhauen.
Cook sagt seine Young Guv-Songs fühlen sich genau so an, wie wenn man “am frühen Morgen Leute in einem fremden beobachtet und versucht, dabei nicht vor dem überwältigenden Gefühl aus Traurigkeit und Glück zu weinen”. Eine andere Art das Album zu beschreiben, wäre, dass Young Guv-Songs davon handeln, alleine zu sein. Alleine sein in einer Zeit in der Geschichte, in der sich mehr Menschen allein fühlen als jemals zuvor. Und so hat er eine Diskografie angefertigt, in der er die seltsame Verwüstung heraufbeschwört, die entsteht, wenn man sich irgendwie alleine in einem diskreten physischen Raum befindet – vielleicht in einer kleinen Wohnung in Brooklyn in der Hitze eines New Yorker Sommers – umgeben von Millionen von anderen isolierten, einsamen Menschen, von denen du buchstäblich jeden einzelnen für den Rest deines Lebens vom ganzen Herzen lieben könntest, doch fast keiner von ihnen wird jemals mehr für dich sein, als ein kurzweiliger Fremder oder bestenfalls ein Geist, der dich in deinen Träume verfolgt.
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