Wie ein Globus 1955 hergestellt wurde
Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, kommt mir so einiges in den Sinn – viel Positives ist aber nicht dabei. Unter anderem, dass es immer total bescheuert war, die ganzen Bücher mit sich rumschleppen zu müssen. Klar, irgendwann konnte man sich Spinde mieten, aber was da in den Pausen los war, ist mit dem Corona-Wahnsinn aktuell nicht zu vergleichen. Das war Ausnahmezustand!
Und ich hatte keinen Spind, vermutlich weil meinen Eltern das Geld dafür einfach zu schade war. Oder sie wollten, dass ich krasse Bauchmuskeln bekomme, denn der Schulranzen selbst war nicht selten weniger als 10kg schwer – Schulbücher sei Dank.
Besonders ätzend waren die Tage, an denen wir Geographie hatten. Denn neben dem normalen Schulbuch wollte auch immer der Diercke Weltatlas mitgebracht werden, damit wir da dann maximal 10 Minuten reinschauen konnten.
Ein unfassbar schwerer Klopper, vollgepackt mit – Karten. Klingt so spannend wie es ist und wird nur noch getoppt von der aktuellen Produktbeschreibung, die davon spricht, dass man mit dem Ding die Trends des 21. Jahrhunderts verstehen lernen kann (was hat denn TikTok im Atlas verloren?), ein handliches Format bekommt (das Ding hat einfach mal 30x24cm) und sogar einen Onlineschlüssel zum digitalen Premiumbereich.
Frage an dieser Stelle: Wenn man schon von Online spricht, warum dann nicht alles online anbieten und nutzen? Ich mein, das ist verdammtes Totholz, dass die Jugend damals und heute durch die Welt trägt, das braucht einfach niemand mehr. Und warum hat Bayern eine gesonderte Ausgabe?
Egal, denn eigentlich soll es hier nur darum gehen, wie man Globen (Fun-Fact: im sächsischen schnell verwechselt mit glauben – „die globen och, die ham de Weeßheit mit Löffln gefressn“) herstellt. Und wie sich das für damalige Verhältnisse eben gehörte, ist da jede Menge Handarbeit dabei. Trotz oder gerade deswegen – und wegen der großartigen Hintergrundmusik – lieb ich diese Art von Videos:
Skilled craftsmen and craftswomen demonstrate how one goes about making a world globe starting with a wooden mould and finishing with a healthy coat of varnish.
Liebe Kids: Wenn ihr mit Fridays for Future durch seid – demonstriert als nächstes gegen den Wahnsinn des Bücherschleppens. Mindestens euer Rücken wird es euch danken. Und eure Eltern, die die Scheiße jedes Jahr aufs Neue bezahlen dürfen.
[via]
Witzig: ich habe gerade einen Artikel über Automatisierung gelesen. Fast die Hälfte der Jobs lässt sich durch software ersetzen (wen’s interessiert: [hier stand mal ein dusseliger spam-link]) und dann den Artikel hier über den Globus, der mit unglaublich viel Liebe, Zeit in Handarbeit gefertigt wird. Ehrlich, das ist ja wahnsinn. vor allem wenn man bedenkt, dass da keine 60 Jahre dazwischen liegen!?
Witzig, ich habe gerade einen Kommentar mit Spam-Intention gelesen. Fast 100% werden davon hier auf der Webseite gefiltert. Und manche beantworte ich davon sogar mit “unglaublich” viel Liebe, Zeit und Handarbeit. Ehrlich, das ist wahnsinn. vor allem, wenn man bedenkt, dass zwischen Kommentar-Absendung, Entfernung der Spam-Links bis zur fertigen Antwort von mir keine 60 Jahre dazwischen liegen!?