Gedanken-Tüdelüt (06): Die Sache mit dem perfekten Job
Lasst uns doch zur Abwechslung mal über Arbeit reden, schließlich ist der Tag damit ja noch nicht voll genug gepackt. Natürlich muss ich auch hier wieder vorweg sagen: ich hab weder studiert, noch jemals im Personalbereich eine Stelle bekleidet, noch an irgendwelchen coolen Leergängen™ zur fancy Mitarbeitermotivation teilgenommen. Was ich aber einigermaßen vom Leben mitbekommen habe, ist nach wie vor gesunder Menschenverstand – zumindest in meiner Welt funktioniert das ganz gut. Und mit mittlerweile fast 30 Jahren auf dem Buckel und Geheimratsecken, in denen man das Bernsteinzimmer verstecken oder immerhin suchen könnte, ein bisschen Lebenserfahrung. Nicht viel, aber für diese kleine Popelkolumne ausreichend.
In letzter Zeit mach ich mir immer häufiger Gedanken darüber, wie ein Arbeitsplatz oder ein Job als Gesamtes sein müsste, damit es für einen selbst funktioniert, aber auch für die Firma insgesamt. Der einfachste Weg ist die Annahme, den Leuten einfach Geld in den Rachen zu werfen und dann werden die schon ihre Arbeit tun.
Kann man natürlich machen, aber einfach ist eben einfach und stößt schnell an seine Grenzen. Denn machen wir uns nichts vor: nur weil man einen Haufen Schotter verdient, macht die Arbeit nicht automatisch mehr Spaß. Scheiße bleibt scheiße, auch wenn man sie bunt anmalt und auf einem Silbertablett serviert.
Was – warum auch immer – viele aber nicht verstehen oder zumindest nicht auf dem Schirm haben: der Wohlfühlfaktor. Und der definiert sich “erstaunlicherweise” nicht allein über den monetären Faktor. Ich will jetzt nicht mit dusseligen Buzzwords wie Work-Life-Balance um mich werfen und sicherlich ist auch keinem geholfen, wenn man ein Team-Event nach dem anderen in die Runde schmeißt – ich bin aber der festen Überzeugung, dass man mit der richtigen Atmosphäre ein Umfeld schaffen kann, in dem sich Menschen wohl fühlen. Und wenn sich Menschen wohlfühlen, dann bleiben sie dort gern, physisch als auch psychisch.
Vor zwei Jahren hab ich zum Beispiel noch in einem Großraumbüro gearbeitet. Kennen wahrscheinlich die meisten und in Sachen interne Kommunikation sicher auch einigermaßen förderlich. Wir alle kennen die Argumente dafür “keine Wände im Büro, keine Wände im Kopf” bla bla. Aber für die tägliche Arbeit halte ich ein Großraumbüro für absolut hinderlich. Allein schon weil sich überall was bewegt, die Geräuschkulisse für konzentriertes Arbeiten dann eben doch zu groß ist und die Gefahr der Ablenkung omnipräsent ist. Klar, Kopfhörer auf, das Sichtfeld mit Monitoren voll gestellt – aber das ist ja dann auch nicht Sinn der Sache.
Ich hab mir mittlerweile ein kleines Büro eingerichtet, in dem ich locker wohnen könnte. Eine kleine Couch in der Ecke für so manches Meeting (lockert die Atmosphäre deutlich auf, außerdem viel bequemer als stehen), ein paar witzige Postkarten an der Wand und ein bisschen Deko hier oder auch da – sieht nach Büro aus, aber eben nach einem, in dem man gern ist. Personalisiert quasi. Da tut es dann auch nicht weh, wenn man statt der üblichen 8 Stunden eben auch mal 10 Stunden am Schreibtisch hockt.
Gleichzeitig bietet es den Vorteil, dass ich einfach die Tür zu machen kann. Kein Lärm, keine Störung, aber eben auch niemand, der Rücksicht auf mich nehmen und sich selbst damit einschränken müsste. Freiheit ist schließlich immer die Freiheit der Anderen – würde das jeder beherzigen, hätten wir viele Probleme in der Welt nicht.
Genauso die Wertschätzung der erbrachten Leistung. Natürlich kann man zu jedem Ergebnis sagen, dass der- oder diejenige das ganz toll gemacht hat, super Arbeit, olé olé. Wenn das dann auch noch stimmt, umso besser. Aber “erstaunlicherweise” ist ein Mitarbeiter auch nicht blöd. Der bekommt natürlich mit, ob die Arbeit für irgendwas gut war und im Idealfall weitergenutzt wird. Und genauso natürlich wird der sich irgendwann fragen, ob seine Arbeit wirklich diesen Wert hat, der ihm mitgeteilt wird. Es gibt zum Beispiel nichts demotivierenderes, wenn jemand stundenlang an einer Präsentation oder Seite baut, Kraft und Energie reinsteckt – und am Ende wird genau das dann nicht genutzt. Ich kann schon gar nicht mehr an beiden Händen abzählen, wie oft ich das mitbekommen und auch am eigenen Leib erfahren hab.
Worauf ich mit diesem ganzen Wirrwarr hinaus will: wer gute Mitarbeiter, die Leistung bringen, haben will – der muss einen guten Job bieten. Der zeichnet sich nicht allein durchs Gehalt aus (wie wird wohl ein Mitarbeiter denken, wenn er vollkommen überbezahlt wird für seine Stelle? “Hahaha, die Idioten, die nehm ich mal schön aus” liegt da nicht all zu weit weg), sondern durch eine gesamte Atmosphäre, die am Ende es Tages Spaß bringt. Räumlichkeiten, in denen man sich wohlfühlen und – so esoterisch das auch klingen mag – komplett entfalten kann, zeitgemäßes Equipment (am besten keine Windows-Rechner, höhö) und echte, ehrliche Wertschätzung, die sich nicht nur durch ausgesprochene Floskeln ausdrückt.
Genauso muss jeder für sich selbst entscheiden, warum er seiner täglichen Arbeit noch nachgeht. Ist es allein des Geldes wegen? Ganz ehrlich: dann sucht euch lieber was Neues. Alles andere ist leider nur eine Lüge und wer belügt sich schon gern selbst?
PS: natürlich kenn ich mittlerweile auch die Sicht einer Geschäftsführung, die immer nach einem Optimum aus Kosten und Nutzen schaut. Aber warum zeichnen sich große, erfolgreiche Firmen wie Facebook, Google und Co. durch ihre fancy Arbeitsplätze aus? Weil sie verstanden haben, worauf es ankommt. Nämlich auf jeden einzelnen Mitarbeiter, der sich ganz auf seinen Job einlassen kann. Nicht, weil er muss, sondern weil er will.
[Großraumbüro- und Comic-Bild via shutterstock]
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