Gedankentüdelüt (72): Mein Griff ins Kickstarter-Klo - Was is hier eigentlich los

Gedankentüdelüt (72): Mein Griff ins Kickstarter-Klo

Gedankentüdelüt (72): Mein Griff ins Kickstarter-Klo | Kolumne | Was is hier eigentlich los?

Ich hatte es schon mal an dieser Stelle erwähnt, in jüngster Vergangenheit wusel ich immer häufiger auf Kickstarter rum. Zum einen, weil es immer mal wieder wirklich coole Sachen gibt, zum anderen weil ich bisher auch keine schlechten Erfahrungen mit Kickstarter gemacht hab.

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Allen voran war da natürlich die Pebble Time, die mir eine sensationelle Alternative zur Apple Watch darstellte. Ich wollte nie großartig was mit der Uhr machen, aber das fixe Checken der Notifications war schon ziemlich nett. Klar, purer Luxus, schließlich könnte man auch einfach aufs Smartphone schauen, aber gerade beim Autofahren war der kurze Blick aufs Handgelenk deutlich besser und schneller als erst am Smartphone rumzufummeln. Macht man ja auch nicht!

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Davor war es ein Fineliner, der aus magnetischen Teilen bestand. Der konnte nix, außer schreiben, aber ich mochte das Konzept und die Welt hat es auch nicht gekostet.

Vor kurzem kam noch mein Spyslide, der meinen Aufkleber vor der Kamera ersetzt hat. Es ist halt doch praktischer, wenn man die Kamera wahlweise verdecken kann, statt permanent am Aufkleber rumpopeln zu müssen.

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Und ebenso hatte ich mir das Batband zugelegt. Dessen Auslieferung hat sich stark verzögert und war eigentlich für April 2016 geplant – seit gut einer Woche liegt das Ding nun bei mir zu Hause. Allein das Abholen vom Zoll war schon ein Akt, denn der Brief von der Post hatte so gar keine Informationen enthalten – ich wusste also nicht mal, dass das Batband beim Zoll lag.

Also morgens vor der Arbeit hin, Nummer ziehen und warten. In weiser Voraussicht hab ich einfach alle Belege, die einigermaßen passen könnten, ausgedruckt, sodass die Wahrscheinlichkeit, dass ich umsonst hingefahren wäre, recht klein war. Dass das extrem klug war, zeigte sich, nachdem meine Nummer aufgerufen wurde.

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Also hin, Paket aufgemacht und schon gefreut – endlich ein Kopfhörer, der per Knochenschall Musik IN meinem Kopf macht. Klingt futuristisch, aber die Vorstellung, dass ein Gerät Musik macht, die nur ich hören kann und bei dem ich gleichzeitig noch meine Umwelt wahrnehmen kann – das klingt doch geil oder? Und das alles nur durch Vibrationen!

Aber die Freude währte nicht lange, denn der Zoll wollte das gute Stück dann doch nicht rausrücken. Lief ja schließlich mit Funk, da muss gefälligst noch die Bundesnetzagentur drauf schauen. Hätte man natürlich auch vorher feststellen können, aber hey – ist ja nur meine Lebenszeit.

Also gab es einen Wisch und ich durfte wieder abdackeln. Drei Wochen später erneut ein Brief, dass die Bundesnetzagentur fein mit dem Ding ist und ich das endlich abholen soll. Gesagt, getan und direkt im Auto ausprobiert. iPhone per Bluetooth gekoppelt, das Ding aufgesetzt und …. meh.

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Der Sound war recht flach, aber gut, ist halt auch Knochenschall. Wenn ich Bass im Kopf will, muss ich mir halt einen Subwoofer durch die Nase schieben. Aber soll ja auch noch eine App geben, mit der man nachjustieren kann – also fix im Appstore geschaut, aber keine App gefunden.

Naja, Kickstarter hat. Wenn der Versand sich schon verzögert, wird vermutlich auch die App noch ein bisschen brauchen, außerdem hat Apple da ja auch noch ein Wörtchen mitzureden.

Die App gibt es noch immer nicht, trotzdem hab ich das Batband nochmal aus seiner Verpackung geholt. Eher durch Zufall ist mir dabei aufgefallen, dass die Musik gar nicht nur in meinem Kopf ist. Denn wenn man das Batband bei laufender Musik etwas auseinander drückt, ertönt die Musik auch einfach so – ohne, dass man das Ding aufgesetzt hat. Zwar nicht sehr laut, aber eben doch wahrnehmbar.

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Das hat nur leider so gar nichts mehr mit Knochenschall für mich zu tun. Klar, das Ding vibriert, wenn man die Bedientasten drückt – aber genauso gut kann ich auch einfach meine Kopfhörer nicht auf, sondern neben meine Ohren setzen und habe den gleichen Effekt. Sieht zwar bescheuert aus, das Ergebnis ist aber identisch – ich höre Musik in minderer Qualität.

Gut möglich, dass hier meine Erwartungen einfach völlig falsch waren – nämlich Sound IN meinem Kopf, den auch nur ich höre – aber was soll man auch sonst beim Wort „Knochenschall“ denken? Irgendwas vibriert und durch Zauberei entstehen Töne – fertig.

Das Batband aber ist letztendlich ein vollkommen normaler Kopfhörer mit bescheidenen Ohrmuscheln. Wenn ich es auch noch falsch aufsetze, sodass die Enden neben meinen Ohren sind, hat es sogar die exakt gleiche Qualität wie wenn ich meine Kopfhörer neben meine Ohren platziere.

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Mich ärgert dabei gar nicht, dass sich der Versand um mehr als ein Jahr verzögert hat. Auch nicht, dass ich zwei Mal zum Zoll musste, um das Ding abzuholen, auch nicht die noch immer fehlende App, die vielleicht etwas hätte retten können, ja sogar noch nicht mal der Preis.

Am meisten ärgert mich einfach, wie weit das Ding an meinen Erwartungen vorbeigeht. Allein durch den Zufall und das plötzliche Hören der Musik ohne es aufsetzen zu müssen, fühlt sich einfach wie Betrug an.

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Natürlich ist mir aber auch klar, dass das immer das Risiko bei Kickstarter- oder allgemein Crowdfunding-Kampagnen ist. Letztendlich kann man nur Versprechungen glauben und wenn die dann nicht eintreten, hat man schlichtweg die Arschkarte gezogen. In diesem Fall hat es nun mal mich (und vermutlich auch einige andere) erwischt – dafür hätte der Preis gern geringer sein können.

Auf ein paar Sachen warte ich trotzdem noch und bin weiterhin guter Dinge, dass das Batband die eine Ausnahme von der Regel war. Shit happens.

Über Martin

Technikbegeistert und immer auf der Suche nach spannenden, beeindruckenden und/oder lustigen Themen schreibt Martin neben seinem Hauptberuf täglich mehrere Artikel für wihel.de. Oder wie er es beschreibt: Andere teilen ihre Internetperlen lediglich mit ihren Freunden, wir teilen Sie mit allen, die es interessiert.

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