Gedankentüdelüt (81): Warum ein Elektro-Auto für mich keine Option ist
Bei unserem ersten Besuch in Wolfsburg hab ich die Chance genutzt und endlich auch mal einen Elektrowagen getestet – ein kleiner Golf, der aber ordentlich was auf die Straße bringt – kennt eigentlich jeder, der schon mal in so einem Wagen war, die Beschleunigung kann sich wirklich sehen lassen.
Außerdem ist es natürlich äußerst angenehm, wie ruhig die Dinger sind (was für Fußgänger durchaus wieder negativ sein kann, wenn man die Klüsen nicht aufbekommt).
Und natürlich ist da auch noch das Thema Umwelt, für dass die ganze Elektromobilität ja der ultimative Heilsbringer sein kann. Bedeutet unterm Strich also, dass ein Elektro-Auto in Sachen Langfristigkeit die einzig richtige Entscheidung ist oder? Und dennoch stellt so ein Wagen für mich keine Option dar, gleich aus mehreren Gründen (ich gebe zu, ich hab mich dazu auch nur sehr oberflächlich bis gar nicht belesen – damit bin ich allerdings vermutlich nicht allein):
Sehr lange hab ich den Standpunkt vertreten, dass ich mit einem Wagen, der nicht die gleiche Reichweite wie ein Verbrenner bringt, nichts anfangen kann – schließlich will ich genauso zu meinen Eltern fahren können, wie vorher auch. Ein Schwachsinniger Gedanke, schließlich kann man ja auch unterwegs tanken. Und wenn man mal ehrlich – und nicht gerade Pendler – ist, reicht auch eine Gesamtreichweite von 100 oder 200km. Die Reichweite wird allerdings ein Problem mit den beiden nachfolgenden Punkten.
Aufladezeit
Keine Ahnung, wie der Stand der Technik aktuell ist, aber wenn ich meinen Wagen nicht ansatzweise so schnell wieder aufladen kann wie ich ihn auftanken könnte, ist das ein Problem. Einfaches Beispiel: ich fahre zu meinen Eltern, was so ca. um die 400km sind. Ich plane ein, dass ich 1 – 2 Stopps einlegen muss, um aufladen zu können – wenn das aber mal eben 30 Minuten dauert, ist das großer Bockmist, zumal wir hier zum Teil von Maximalreichweiten sprechen, die man mitunter nur durch Weglassen diverser Funktionen (Heizung, Radio, …) erreichen kann. So werden aus 4 Stunden Reisezeit direkt mal um die 5, wenn nicht sogar mehr.
Und das ist der größte Schwachpunkt, der die vielbetonte Elektro-Revolution verhindert: wir wohnen in einem Mietshaus, haben also weder Garage noch dauerhaft die Möglichkeit in Wohnungsnähe zu parken. Davon mal abgesehen, dass die Vorstellung, ich würde ein Kabel aus unserer Wohnung aus dem Fenster bis zum Auto verlegen, um Laden zu können, ziemlich behämmert ist, besteht schon organisatorisch gar nicht die Möglichkeit. Ich müsste mir also eine Ladestation in der Nähe suchen, hoffen, dass sie verfügbar ist und dort laden. Laden heißt aber „nicht parken“, schließlich wollen dort auch noch andere Nutzer ran – einfach über Nacht dort stehen lassen fällt also aus.
Bleibt also nur das aktive Laden vor bzw. nach der Arbeit – in Verbindung mit der Aufladezeit auch wieder ein zeitlicher Rückschritt in meinem Alltag.
Und dann wäre da noch der Preis. Betrachten wir nun die Punkte vorher, fällt es mir schwer, für einen Wagen genauso viel, wenn nicht sogar mehr, bezahlen zu müssen und gleichzeitig diese – zumindest für mich – nicht unerheblichen Kompromisse eingehen zu müssen. Oder anders gefragt: warum sollte ich für diese Rückschritte in Sachen Bequemlichkeit und deutlich bessere Integration in meinen Alltag genauso tief oder tiefer in die Tasche greifen?
Und damit sind wir eigentlich beim Punkt: die Wagen sind alle bestimmt super, manche sogar superer als andere – aber solang es Infrastrukturell so aussieht, wie es aussieht, seh ich da keine Chance. Somit bleiben Elektrofahrzeuge aus meiner Sicht nur attraktiv für Menschen, die ein entsprechendes Einkommen haben und ein Eigenheim besitzen. Und von den dauerhaft steigenden Strompreisen fangen wir gar nicht erst an.
Schade eigentlich.
Zum Bild: Nein, nennt sich nämlich auch in Benzinern ‘Throttle’. #Klugschiss ;-)