Line, sag mal was zu… dem Kinofilm “HIN UND WEG”
Vor einiger Zeit wurde Martin zu einer Pressevorstellung ins Kino eingeladen, um sich den Film “HIN UND WEG” anzuschauen. Da diese allerdings mitten an einem Wochentag stattfand und Martin ja bekanntlich unermüdlich von 7-19 Uhr (mindestens) arbeitet, konnte er die Einladung nicht wahrnehmen. Umso besser für mich, denn ich durfte nun an seiner Stelle gehen und sogar noch eine Freundin mitnehmen. Den Trailer hatte ich mir zwar damals angeschaut, aber als ich dann im Kino saß, wusste ich komplett nicht mehr worum es in dem Film gehen sollte. Noch besser, man wird also praktisch überrascht.
Hier eine kurze Zusammenfassung vom Film: Hannes (Florian David Fitz) und seine Frau Kiki (Julia Koschitz) unternehmen jährlich eine Radtour mit ihren engsten Freunden (u.a. Jürgen Vogel). Das Ziel ist immer ein anderes und dieses Jahr soll es nach Belgien gehen, wie Hannes und Kiki bestimmen. Die Freunde von Hannes sind von der Idee nicht sehr begeistert – wieso sollte man schließlich nach Belgien fahren – und dennoch treten sie gemeinsam die Reise an, denn was dabei am meisten zählt, ist schließlich die Zeit miteinander zu verbringen, Spaß zu haben und Abenteuer zu erleben.
Als sie dann unterwegs sind, erzählt Hannes ihnen eines Abends, dass er an der unheilbaren Nervenkrankheit ALS leidet und die Ärzte ihm maximal noch 3-5 Jahre geben, bis er sterben wird. Von diesen 3-5 Jahren sind allerdings schon 2 vergangen. Und nun möchte Hannes in Belgien die Sterbehilfe in Anspruch nehmen. Als seine Freunde dies erfahren, reagieren sie zunächst geschockt und mit Unverständnis gegenüber Hannes’ Vorhaben.
Nach einer Nacht der Unentschlossenheit raffen sich Hannes’ Freunde auf und setzen ihre Reise fort, um die Zeit so gut zu nutzen und so viel Spaß zu haben wie es ihnen möglich ist. Mit dem Wissen, dass nach dieser Reise alles anders sein wird, stellen die Freunde sich gemeinsam einer Liste von Aufgaben, welche sie sich gegenseitig aufgetragen haben und erleben dabei Glück, Zusammenhalt und die Kostbarkeit des Lebens.
Der Film “HIN UND WEN” ist lustig und zugleich tieftraurig, man kann also dabei lachen und weinen, nachdenken und sich beim Schauen gleichzeitig fallen lassen. Durch die IceBucketChallange wissen mittlerweile viele Menschen, dass die Krankheit ALS existiert. Ich bezweifle allerdings, dass alle wissen, wie furchtbar sie sein kann und dass sie tödlich endet. Allerdings steht die Krankheit nicht wirklich im Mittelpunkt des Filmes, genauso wenig wie die Sterbehilfe an sich, sondern eher der Zusammenhalt, den die Freunde zeigen und der Wert des Lebens. Sterbehilfe ist in Belgien seit einigen Jahren erlaubt und seit Anfang des Jahres sogar die Sterbehilfe für Minderjährige. Der Film thematisiert aber viel mehr die Entscheidung von Hannes, sich der Sterbehilfe zu unterziehen und wie seine Freunde und Familie damit zurechtkommen. Es ist für alle Angehörigen von Hannes unheimlich schwer zu akzeptieren, dass ihr Sohn/ Ehemann/ Bruder/ Freund einen Arzt aufsucht, der ihm beim “Sterben hilft”, dass Hannes sich quasi töten lässt.
Viele gesunde Menschen könnten sich niemals vorstellen, ihrem Leben ein Ende zu setzen und zeigen deswegen wenig Verständnis für Menschen mit einer unheilbaren, tödlich endenden Krankheit, die einen solchen Wunsch äußern. Aber letztendlich ist es nicht die Entscheidung der Mutter, der Ehefrau, des Bruders, der Freunde, sondern allein Hannes’ Entscheidung, da es auch allein Hannes’ Leben ist. Und wenn es eben eine ausweglose Situation ist und der Erkrankte sich dazu entschließt, diesen Schritt zu gehen, dann sollte das akzeptiert werden, auch wenn es unverständlich oder schwer nachzuvollziehen scheint. Und ALS ist eine solche Krankheit. Um Hannes’ Ehefrau Kiki aus dem Film zu zitieren:”Bei dieser Krankheit gibt es einfach nur eine Richtung. Immer tiefer in die Scheiße.”
Abschließend kann ich zu dem Film sagen, dass die Darsteller ihre Rollen sehr überzeugend spielen, ganz besonders Florian David Fitz als Hannes. Die sensiblen Themen einer schweren Krankheit und der Sterbehilfe werden in einer Art behandelt, die es vorher in deutschen Filmen so noch nicht gegeben hat. Der Film ist mutig und bedeutend, zugleich aber nicht sentimental, wie man es vermuten würde. Ein wirklich toller Film, dem ich jedem an’s Herz legen würde.
Kinostart: 23. Oktober 2014
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