Unterwegs mit Amateur-Schiri Tolga Saglam
Vor ganz langer Zeit, als ich noch deutlich mehr Haare auf dem Kopf hatte, deutlich fitter und damit einhergehend auch ordentlich weniger Material um die Körpermitte hatte, hab ich ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, ob ich nicht Schiedsrichter werden will. So ein bisschen Sport, ohne dass man großartig talentiert sein muss, aber trotzdem auf dem Fußballplatz stehend – das doch eigentlich wie gemacht für mich. Außerdem bindet man sich nicht direkt an irgendwelche Vereine und hat ständigen Leistungsdruck bzw. Konkurrenzkampf (abgesehen gegenüber allen anderen Schiedsrichtern). Und trotzdem kann man ein Spiel so ein bisschen Lenken, ohne zu sehr im Rampenlicht zu stehen.
Mir wurde aber auch schnell klar: Das ist halt doch noch mal was anderes als einfach nur über den Platz zu rennen und dafür zu sorgen, dass die sich nicht gegenseitig die Knochen kaputttreten. Außerdem hört man ja auch immer mal wieder, dass gerade im Amateurbereich Schiedsrichter … sagen wir einfach, mit weniger Respekt behandelt werden, als man das gegenüber einem Menschen tun sollte. Fußball hat halt auch immer was mit Emotionen zu tun und wenn wir eines während der letzten Jahre gelernt haben: Zu viele können damit nicht umgehen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich hab den Gedanken wieder verworfen, auch weil das ständige Rumreisen nicht wirklich Spaß macht und man sich letztendlich dann auch doch wieder zu sehr an irgendwelche Termine bindet, auf die man nur wenig Einfluss hat. Außerdem bin ich ohne Kontaktlinsen blind wie ein Maulwurf.
Dennoch hab ich großen Respekt vor allen, die sich da jedes Wochenende wieder auf den Platz stellen, gerade weil man sehr schnell und oft zu Unrecht das absolute Feindbild für Spieler und Fans werden kann. Denn Schiedsrichter im Profi-Bereich sind dann doch noch mal eine andere Hausnummer, sowohl was Sicherheit als auch Bezahlung angeht. Um nicht zu sagen: Auf Schiedsrichter-Sein im Amateur-Bereich muss man wirklich Bock haben, um sich das dauerhaft anzutun.
Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs hat Amateur-Schiri Tolga Saglam ein bisschen begleitet und gibt einen meiner Meinung nach viel zu kurzen, dafür aber dennoch interessanten Einblick in seinen Fußball-Alltag:
Vielleicht überleg ich mir das ja noch mal.
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