Katastrophen-Tourismus: Kreuzfahrten
Als ich letzte Woche beim Friseur war, gab es einen sehr unangenehmen Moment: während der Friseur fleißig an meinen Haaren herumschnippelte (keine Mamut-Aufgabe, da nicht mehr viel vorhanden) kamen wir unter anderem darauf zu sprechen, dass vor dem Laden eine autofreie Zone eingerichtet wird. Und wie das mit meinungsschweren Menschen so ist, die haben nur selten Feingefühl. So kam es, dass er auch direkt nachlegte und mir erzählte, dass für ihn Autos in der Stadt gar nichts mehr zu suchen hätten und bla bla bla – ich denke, die meisten kennen die einseitigen Schimpftiraden.
Ich hab mich dann bewusst zurückgehalten, denn a) fahre ich mit dem Auto in die Innenstadt und b) brauch ich keine Grundsatzdebatte mit jemanden, der gerade mit scharfem Werkzeug an meinem Kopf rumfummelt. Auch wenn nicht besonders schön, so mag ich doch meine Ohren und hab wenig Lust, dass da irgendwer mal kurz abrutscht.
Aber es zeigt eben auch: ich bin nicht der beste Umweltschützer und will es auch ehrlicherweise nicht sein. Wenn ich mich entscheiden muss, ob ich nun mit Hund 1 Stunde mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Büro fahre oder 20 Minuten mit dem Auto, dann ist die Entscheidung nicht schwer und der Gewinn an Lebenszeit wiegt schwerer. Zumal ich mittlerweile ebenso fest behaupte, dass es eben nicht darauf ankommt, dass jeder bei sich selbst „erstmal anfangen muss, dann wird das schon“ – wir brauchen mittlerweile deutlich größere Lösungen, die vor allem aus der politischen Richtung kommen. Der Verzicht auf ein bisschen Fleisch und Plastiktüten ist da nur ein kleinen Fliegenschiss.
Wobei es natürlich nicht schaden kann, wenn weiterhin jeder bei sich selbst prüft, ob wirklich alles sein muss, was man so macht. Kreuzfahrten zum Beispiel – haben eher weniger was mit Gewinn von Lebenszeit zu tun und fallen – zumindest für mich – eher in den Bereich Luxus und Freizeitgestaltung. Ob das dann wirklich sein muss, gerade im Hinblick auf Schadstoffausstoß und Co. darf mindestens hinterfragt werden. Und wenn man dann so antwortet wie die Chefin von Tui Cruises, naja, dann kann man das halt auch einfach mal lassen (was auf der Hand liegt, aber scheinbar nicht jedem einleuchtet, wie man u.a. ab Minute 6:26 sieht):
Flanieren zwischen Arktis und Antarktis – warum das Kreuzfahrtschiff der Fetisch des zeitgenössischen Vergnügungs- und Reisekonsumenten ist.
Aber was solls, geht die Welt halt Nobel zu Grunde. Dank Mad Max, Waterworld und Co. wissen wir ja, was uns blüht.
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