KID DAD – Apartment
Braucht man nicht lang drumherum quatschen: Die letzten 15 bis 20 Monate waren frustrierend, in vielerlei Hinsicht. Im Falle von KID DAD war das alles einfach nur ärgerlich: Im Pandemiesommer™ 2020 veröffentlichen sie ihr Debütalbum In A Box, eigentlich ein großer Wurf, an dem sie jahrelang gewerkelt hatten. Die Presse ist begeistert, die Fans sind begeistert, und das nicht nur in Deutschland sondern auch international.
Doch natürlich kann die Band aus Paderborn fast keine Shows dazu spielen. Eigentlich holt man sich als Musiker dort auf der Bühne die Energie zurück, die man monatelang im Studio investieren musste. Doch dieses Batterieaufladen muss noch warten, und KID DAD nutzten das entstandene Vakuum um sofort neue Songs zu schreiben. Ein Glück!
Die Tracks auf der EP Bloom klingen als wären gleich mehrere Knoten bei Marius Vieth, Joshua Meinert, Max Zdunek und Michael Reihle geplatzt: “Bloom ist unser Epochenwechsel – von Surrealismus hin zur Pop-Art” formuliert es die Band. Und schon beim Opener Apartment hört man genau, was sie damit meinen. Bloom ist ein Hybrid aus Pop, Beats, Vocal-Experimenten, aber bietet natürlich auch das bandtypische Drama und aufrichtige Gefühlsbewältigung. Ging die Band bisher oft relativ brachial vor, entdecken sie auf ihren neuen Songs die Wucht der Ruhe.
Apartment erzählt eine bittersüße, romantische Geschichte: “Im Sommer 2019 wohnte ich in derselben Straße wie meine Freundin. Jedes Mal, wenn ich aus dem Haus ging, konnte ich die gelben Vorhänge in ihrem Fenster wehen sehen. Das war meine Konstante. Aber am Ende des Sommer zog sie ans andere Ende der Welt, und der Nachmieter hat die Vorhänge mit hässlichen, blauen ausgetauscht. Die Dinger haben mich täglich daran erinnert, dass sie nicht mehr da war. Das hat mich tierisch aufgewühlt”, so Sänger Marius.
Der Song, in den diese Erfahrung eingebettet wird, ist der wärmste, poppigste, vielleicht auch eingängigste Song der Band bisher. KID DAD haben gelernt, dass schmerzende Erfahrungen nicht unbedingt mit lauten Gitarren und Geschrei erzählt werden müssen, sondern dass diese Emotionen auch anders, besonnener, nuancierter ausgedrückt werden können. Das gelingt der Band in Apartment, der ersten Blüte von Bloom, die sich ihren Weg durch den Asphalt gekämpft hat, eindrucksvoll.
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