Gedankentüdelüt (63): Hauptsache die Headline ist reißerisch - Was is hier eigentlich los

Gedankentüdelüt (63): Hauptsache die Headline ist reißerisch

Gedankentüdelüt (63): Hauptsache die Headline ist reißerisch | Kolumne | Was is hier eigentlich los?

Dieses ganze Clickbait-Thema will ich gar nicht erneut aufwärmen – wir alle wissen, wie sinnbefreit diese Art der Berichterstattung ist und ich hoffe und glaube nach wie vor, dass das langfristig ein Schuss ins eigene Knie ist. Zumindest ich überleg mir spätestens nach dem zweiten Mal, nachdem ich auf sowas reingefallen bin, ob ich das Medium noch mal besuche oder direkt auf sämtlichen Plattformen blockiere. Denn schlussendlich ist es Betrug an mir, dem Leser.

Wenn aber ein Medium, dass ich eigentlich regelmäßig und ganz gern eine äußerst reißerische Headline nutzt – und das war noch nicht mal Clickbait – um anschließend durchaus mit Müll um sich zu werfen, dann ist das nicht nur überraschend, sondern macht mich wütend. Wie so ein alter Sack, der morgens am Frühstückstisch sitzt und sich darüber echauffiert, was wieder in der Zeitung steht.

Was war passiert?

Es erschien ein Beitrag bei den Kollegen von mobiFlip mit dem Titel “iPhone: Der Jailbreak ist tot“. Kann man von mir aus so sehen, denn Gründe gibt es dafür leider genug, allen voran, dass die letzte befreibare Version 10.3 ist und nicht mehr komplett untethered ist. Nerd-Kram, der hierfür erstmal keine Rolle spielt.

Was mich aber echt sauer macht, ist der folgende Satz: “Wer heute einen Jailbreak machen möchte, der hat vermutlich in erster Linie die Intention kostenpflichtige Apps und Spiele kostenlos herunterzuladen. Wegen der fehlenden Funktionen wird das kaum noch einer machen”

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Sorry, aber das ist ausgemachter Bullshit, wie man ihn normalerweise nur von den Computerexperten der BILD zu lesen bekommt. Da kann man auch gleich behaupten, dass uns die Ausländer Arbeit und Frauen wegnehmen und zwar alle! Ich hab sowieso schon generell ein Problem mit vollkommen pauschalierten und absoluten Aussagen, aber da auch ich seit Jahren einen Jailbreak nutze, fühle ich mich hier ganz bewusst angegriffen – denn der Grund für den Jailbreak ist bei Weitem nicht das illegale Runterladen von Software, die normalerweise Geld kostet.

Vor allem ist der Grund, dass für mich eine wesentliche Funktion fehlt, darüber hinaus sind es kleinere Schönheitskorrekturen. Denn dank Google gibt es für die hauseigene Mail-App von Apple keinen Push mehr für GMail-Konten. Da ich Apps-Nutzer bin, könnte ich es über Exchange lösen, was aber wiederum andere Einschränkungen – wie zum Beispiel den Sync von markierten E-Mails – mit sich bringt. Natürlich könnte ich die eigene App von Google nutzen, allerdings fehlt mir dann der gemeinsame Posteingang. Andere Apps sind ebenfalls eine Option, aber auch dort fehlt mir immer irgendeine Funktion, die ich beim Handling meiner Mails brauche.

Darüber hinaus habe ich das Mobilfunkanbieter-Logo durch unseren kleinen Fiete ersetzt – fetzt einfach und braucht weniger Platz. Das war es dann aber auch schon mit Gründen für einen Jailbreak.

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Illegale Apps? Nie ausprobiert, nie genutzt, nie ein Grund gewesen. Wozu auch? Wenn ich mir ein Gerät kaufe, dass mal eben um die 700€ – 900€ kostet und ich dann nicht mal die paar Cent für eine App ausgeben kann, dann hab ich generell ganz andere Probleme.

Und doch steht diese Behauptung, ja diese Vorverurteilung nun im Raum. Ohne Beleg, ohne Beweis und ich fühl mich trotzdem angegriffen. Und genau das ist eines der großen Probleme, die wir heutzutage haben: uns fliegen die Thesen nur so um die Ohren – je einfacher, umso besser, vollkommen egal, wie hoch der Wahrheitsgehalt ist. Und natürlich finden sich schnell ein paar Hanseln, die auf den Zug aufspringen, schließlich ist die Schwelle nicht sonderlich hoch und sowieso ist Selbstnachdenken und Hinterfragen mit Anstrengung verbunden.

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So langsam bin ich von mir selbst genervt und dem ständigen Anprangern, dass wir alle doch einfach mal mit etwas mehr Ruhe und ein bisschen mehr Grips eben nicht denjenigen nachplappern, die am lautesten und am schnellsten die reißerischste These raushauen, die bei drei nicht auf den Bäumen ist. Aber es zeigt sich auch jede Woche erneut: wir werden noch seeeeehr lange mit diesem Problem zu kämpfen haben. Man schaue sich dazu nur mal die Nachberichterstattung zum G20-Wochenende an.

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Und am Ende ist man nur noch genervt vom Genervt-Sein.

Liebe Kollegen von mobiFlip: ich mag euch sehr und auch eure Themen – aber der Schuss ging gehörig in den Ofen.

Über Martin

Technikbegeistert und immer auf der Suche nach spannenden, beeindruckenden und/oder lustigen Themen schreibt Martin neben seinem Hauptberuf täglich mehrere Artikel für wihel.de. Oder wie er es beschreibt: Andere teilen ihre Internetperlen lediglich mit ihren Freunden, wir teilen Sie mit allen, die es interessiert.

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