Gedankentüdelüt (71): Serien sind cool – Streaminganbieter nicht
Ich bin immer noch heilfroh, was damals mit House of Cards, Walking Dead und Breaking Bad losgetreten wurde, wobei ich gar nicht genau sagen kann, ob es nun an den Serien selbst lag oder an dem Aufploppen von Streaminganbietern, die noch vor einigen Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, dass Serien so einen Hype erlebt haben.
Aber die coolen Leute unter uns wissen einfach: Serien schaut man nicht mehr zu einer bestimmten Uhrzeit auf einem bestimmten Sender, sondern wann immer man will – sofern sie denn vollumfänglich verfügbar sind. Und dank großer Auswahl bei den hiesigen Streaming-Anbietern muss man schon sehr viel Zeit verschwendet haben, um wirklich alles abgegrast zu haben, was irgendwie interessant sein könnte.
Wobei hier schon die erste Einschränkung kommt: war die Auswahl früher wesentlich kleiner, war die Qualität dafür gefühlt höher. Vermutlich ein normaler Prozess: wenn man sieht, dass irgendwo was gerade durch die Decke geht, wollen einfach alle mitmachen – vollkommen egal, ob sie dazu in der Lage sind und die richtigen Fähigkeiten haben. Die Auswahl auf Netflix ist jedenfalls optisch nicht wirklich kleiner geworden und doch fällt es mir schwer, mal wieder eine richtige Perle zu finden.
Viel schlimmer als die abnehmende Qualität der Serien selbst finde ich aber die Diversifikation der Streaminganbieter. Ganz vorne dabei sind natürlich Netflix und Amazon Video, dann gibt es noch maxdome, Sky und bis vor ein paar Monaten auch noch Watchever. Eigentlich könnte man sagen: da ist doch für jeden etwas dabei. Eigentlich.
Mit Disney geht aber nun irgendwann ein neuer Anbieter an den Start – natürlich vorrangig mit Disney-Produktionen, zu denen mittlerweile auch Marvel gehört. Und genau hier wird das Problem erstmalig deutlich:
Jeder Streaminganbieter kocht serien-auswahl-mäßig sein eigenes Süppchen. Konnten wir bei Netflix noch solche Perlen wie Daredevil oder Jessica Jones genießen, müssten wir zukünftig dafür auch das Disney-Angebot nutzen. Ein kompletter Wechsel macht derzeit aber keinen Sinn, denn nur Marvel? Wär halt auch ein bisschen einseitig.
Bedeutet also schon mal zwei Abos. Da wir natürlich auch noch Game of Thrones und The Walking Dead so neu wie möglich sehen wollen, kommt natürlich Sky genauso hinzu. Sind wir schon bei drei Abos.
Dankenswerterweise bekommt man Amazon Video als Prime-Kunde gratis mit dazu – rein faktisch ist es das 4 Abo.
Klar, kosten alle nicht die Welt, aber in Summe läppert sich da ordentlich was zusammen. Und warum? Weil es einfach keinen Anbieter gibt, der alles bündelt, was einem gefallen könnte. Kann ja auch nicht wirklich funktionieren, denn wie sollten andere Streaminganbieter gegen so einen Monopolisten bestehen? Aus der Perspektive also nachvollziehbar – aber für mich als Kunde ein wahrer Graus.
Die Alternative? Unfassbar viel Geld bezahlen oder auf Serien verzichten. Beides nicht wirklich eine Option, die man will. Illegale Downloads? Ganz heißes Pflaster und selbst das Streamen auf diversen Portalen ist mittlerweile nicht mehr wirklich eine Grauzone.
Eine Lösung? Wird es wohl nie geben, die gab es auch schon bei Android auf dem Smartphone-Markt nicht. Und schaut man sich dort um, dann sieht man Versionen über Versionen die sich je nach Hersteller auch noch mal unterscheiden. Natürlich kann man sowohl hier als auch bei den Streaminganbietern jederzeit wählen und dank recht kurzer Laufzeiten fröhlich wechseln – aber wer setzt sich denn jeden Monat hin und tut sich das an?
So viel Freiheit man auch hat – so wirklich frei ist man dann doch nicht. Schade, irgendwie.
Die Diversifikation ist wirklich nervig, hat aber eben auch zur hohen Anzahl und dem Wettbewerb gesorgt – schwierige Geschichte. Zur Qualität: Die war “früher” keineswegs höher, nur unsere Standards haben sich verschoben. Gab es “damals” mit LOST eine gut aussehende Serie, wird jetzt jede als Trash bezeichnet, die nicht visuelle Kino-Qualität aufweist. Da wirkt es schnell in Relation schwach. Inhaltlich ist das mit den Perlen so natürlich schwieriger, vor allem, wenn jeder alles kennt und darauf (theoretisch) zugreifen kann.
Aber ja: Seit Jahren denke ich auf dem Konzept herum, einen übergreifenden Anbieter zu erschaffen, der Sub-Abos für einen abschließt. “Du willst diese, jene und diese Serie schauen? Geht mit einem Login und macht 23,43€/Monat”. Natürlich rechtlich wie businessseitig nahezu utopisch, aber was Schönes hätte es.
P.S.: Ich bin jedes Mal aufs Neue irritiert, weil dein “Kommentar abschicken”-Button wie eine Zwischenüberschrift ausschaut. ;)
Ich glaub, es liegt nicht nur an der Optik. Aber was kam denn noch großartig nach Lost, Breaking Bad, House of Cards und Co? Serien, die von Anfang bis Ende qualitativ einigermaßen konstant geliefert haben?
Genau so einen Dienst bräuchte es, dürfte aber finanziell nicht machbar sein. Schließlich hält jeder die Hand auf und so bekloppt wie das mit den Lizenzen läuft … aber sollte es ihn doch geben, ich würde ihn gleich zwei Mal kaufen ;)
Dann muss ich den Button wohl mal button-iger machen. Dachte, der Unterschied der Schriftgröße würde da schon ausreichen. Muss ich mir mal was einfallen lassen – aber danke für den Hinweis. Wer weiß, vielleicht explodieren danach die Kommentare hier auf wundersame Weise :D
Ja, aber auch die allgemeine Erzählqualität ist natürlich gestiegen, was es schwerer macht, beim ausgereiften Medium Serie noch extrem herauszustechen. Aber ja, in der Breite ist vieles Wiederholtes, macht aber auch die heutzutage größere Auswahl für uns Zuschauer. Früher liefen halt 20 Serien im Jahr vorausgewählt im deutschen TV – da war es einfacher, sich auf ein Starformat zu einigen. ;)
Und absolut, danach kommst du nicht mehr aus dem Freigeben raus, denke ich! (Also vielleicht doch nichts ändern…?!)